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Das kleine beschauliche Saarland ist nicht nur bekannt für seinen Status als ehemaliger Spielball und Zankapfel der Nachbarn Deutschland und Frankreich, sondern auch für seine Kohleförderung- und Stahlerzeugnisse. Und heute widmen wir uns einer besonderen saarländischen Metal-Legierung. Die Band We Changed Our Name hat sich ebenfalls der Stahlerzeugnis verpflichtet ohne dabei tonnenweise Kohle zu verfeuern – die Post-Hardcore-Jungs haben schon seit geraumer Zeit das Album ‘November‘ veröffentlicht. Wie heiß dieses Eisen noch glüht oder ob im Saarland die Öfen aus sind lest ihr jetzt.

Simplistisch und mit herbstlichen Farben versehen. Ein Ahornblatt aus Köpfen ist lustig, insgesamt aber wenig aufwendiges Design                                                                                                                                                                   Foto: We Changed Our Name

Fazit: 

Mit ‘November‘ läuten die Saarländer "We Changed Our Name" für das ganze Jahr den Herbst ein. Mit klarem Sound, groovigem Schlagzeug und treibenden Gitarren baut die Instrumentenfraktion ein Podest, auf dem Shouter und Sänger bequem stehen können, um den Songs teilweise richtigen Ohrwurm-Charakter zu verleihen. Die Gesangslinien sind gut strukturiert und geben den einzelnen Tracks Wiedererkennungswert und Unterscheidungs-Merkmale. Der Shouter hat sein Werkzeug voll im Griff und kann mit einer breiten Bandbreite für weitere Tiefe sorgen. Untermalt wird das von einem guten, wenn auch manchmal monotonen Riffing und einem Drummer, der die Songs noch weiter vorantreibt, ohne dabei in den Vordergrund zu drängen. Man merkt der Musik an, dass sie vor allem vom Gesang lebt und die Instrumente oft im Hintergrund verschwinden. So jedenfalls mein Eindruck. Das Album macht trotzdem von vorne bis hinten Spaß. Insgesamt sind das Gitarrenspiel und der Einsatz des Gesangs aber sehr vorhersehbar und es gibt wenige Überraschungsmomente, die wenn sie kommen dann aber auch richtig wirken. Hier würde ich mir für die Zukunft mehr Abwechslung wünschen, mehr hin zur eigenen Note. Nicht nur auf die Riffs und Songs an sich bezogen, sondern den Einsatz der einzelnen Elemente. Weil für mich hört sich das oft zu sehr nach Standard-Songaufbau an. Da bin ich vielleicht auch überkritisch. Hier steckt Potential drin!


 

 

Christian Schichl

sehr gut

[...] einen Rattenfänger-von-Hameln-Flair erhält: man muss ihm einfach folgen.

01    18:34

02    Grizabella’s Memories

03    Colours

04    Wisdom in Chains

05    Since My Life Is Not A Sitcom

06    For Those

07    Respire

08    Berlin Wall

09    Dean Moriarty

10    Omega

Die Jungs stehen mit breiter Brust hinter ihrer Musik und versprechen: diese Musik bewegt euch! Selbst wollen sie sich in keine Schublade stecken, bezeichnen sich aber dann doch als Post-Hardcore. Mit Briefträgern haben "We Changed Our Name (WECON)" dann nichts gemein. Aber mit den Szene-Missionaren "The Devil Wears Prada" und ein klein wenig mit "Bring Me The Horizon", wenigstens stellenweise.

Nach einem kleinen a-typischen Klavier-Opener geht es mit 'Grizabella’s Memories' direkt in den Moshpit. Die Gitarren laden zum Tanz und der Bewegungsdrang setzt ein. Währenddessen schreit, kreischt und grölt der Shouter (Tobias) was das Zeug hält. Zusammen mit dem Sänger (Stefan) etabliert sich eine gekonnte Kombination und Abwechslung. Ob der Song was mit den Illuminati zu tun hat?

 

Ganz so farbenfroh ist 'Colours' nicht, wie der Name erwarten lässt. Aber die Hauptmelodie bleibt hängen und der Stop&Go-Riff bringt Bewegung in die Nackenmuskulatur. Überraschungen gibts nicht, auf Chorus folgt erwartungsgemäß Breakdown. Dem Song wirklich abträglich ist das nicht.

'Wisdom in Chains' bringt einen direkt wieder auf Trab. Treibende Gitarren und die beiden Sänger sorgen dafür, dass der Song einen Rattenfänger-von-Hameln-Flair erhält: man muss ihm einfach folgen. Pulsbeschleuniger ist dann im letzten Drittel ein kurzes Breakdown-Intermezzo, dass alle „Dickheads“ fürchten sollten.

Hier gibt’s nichts zu lachen: 'Since My Life Is Not A Sitcom' verbindet Harmonien und groovige Gitarrenläufe und hat meiner Meinung durchaus Hitpotential. Hier zeigen die Saarländer wie sie die bekannten Zutaten gekonnt mischen.

 

Mit dem Stinkefinger gegen den Social-Media-Wahnsinn stellt sich 'For Those' inhaltlich hin. Langsam baut der Song mit klaren Gitarren eine einlullende Atmosphäre auf, um im nächsten Schritt direkt loszuknüppeln. Wenn der vorherige Song schon gut in der Gesamtwirkung war, zeigt sich hier jetzt deutlich: bei "WECON" stimmt die Mischung.

Einfadendes Schlagzeug und Peng. 'Respire' tänzelt vornehm zurückhaltend, damit alle Two-Stepper mitkommen. Es zeichnet sich aber wieder ab, dass der Song strikt nach Schema F aufgebaut ist. Dem groovigen Riff folgen gehaltene Noten und der Gesang setzt wieder im Chorus ein. Mit einer Überleitung lockert sich der Song dann im letzten Drittel noch einmal auf.

 

Auch bei 'Berlin Wall' zeigt sich: Hier geben die Stimmen wieder den Ton an, langsamere Riffs untermauern das noch zusätzlich und geben dem Song eine ernsthafte Note. Und dann zieht der Song an einem vorbei #vagabondstyle.

'Dean Moriarty' lässt den Herbstwind noch einmal kräftig über den Platz fegen. Der Hauptriff ist simpel und genial. Die melancholische Note des Chorus macht einen schmerzlich auf das drohende Ende der Platte aufmerksam. Wieder einmal kann man nicht anders als mitzusummen und sich von dem Song treiben zu lassen.

Manchmal hatte ich das Gefühl, die Songs sind alle sehr ähnlich aufgebaut. Im letzten Song folgt doch der Gegenbeweis: die Jungs können auch anders! 'Omega' schüttelt alle bisherigen Strukturen durch und ordnet sie zu einem ganz eigenen Song an. Weg vom Schema F, hin zu mehr Abwechslung. Geht doch.

Von: Christian Schichl                                  VÖ-Datum: 2014                                                        Genre: Post-Hardcore

WE CHANGED OUR NAME

NOVEMBER

POST-HARDCORE

TECHNIQUE                                85/100

Voice                                              85/100

Drums                                            80/100

Bass                                                80/100

other Instruments                             -

LYRICS                                          77/100

Guitar                                            85/100

Text                                                70/100

Impact                                            84/100

ARTWORK                                   60/100

Cover                                              60/100

Booklet                                            60/100

RESULT            82/100

WE CHANGED OUR NAME

'November'

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