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Autor: monotyp

 

Ich befinde mich auf den Weg nach Ulm. Kopfhörer auf und vorbereitend auf die kommenden Stunden, auf die ich mich schon eine ganze Weile gefreut habe. Immerhin kommt es nicht so oft vor, dass ich weiter wegfahre um „meine“ Bands live zu hören. Wenige Minuten später sitze ich in einer Fast-Food-Kette, zwiebel mir noch einen Burger zwischen die Kiemen und mache mich auf. Eine Freundin wartet bereits jenseits der Donau, damit meine ich Bayern, auf mich um die letzten Startvorbereitungen zu klären. Und siehe an: ich habe dorthin gefunden. Auf meine Orientierung ist auch in einem anderen Bundesland verlass.

 

 

 

"Die Bands haben am Freitag im LKA stählerne Nacken geschmiedet. Und mit ihren Breakdowns wieder zertrümmert!" - Pablo

 

 

 

Wir schnacken etwas. Allen voran geht es um das kommende Konzert. Wir beide sind aufgeregt, weil es ein bedeutender Abend werden kann. Hach, wie naiv wir doch waren.

Aber eines nach dem anderen.

Bald schon sitzen wir im Auto. Unser Ziel wird die Landeshauptstadt Stuttgart, oder besser gesagt das legendäre LKA Longhorn, in dem ich vor wenigen Monaten das erste Mal war und mich begeistert staunen ließ. Man muss diesen kleinen Klub einfach gern haben mit all seinen Bemalungen an den Wänden, der kuscheligen Atmosphäre und den Bands die dort spielen, oder das Vergnügen hatten dort spielen zu dürfen. Muss ich mir die Mühe machen und die großen Bands aufzählen, die dort je gezockt haben? Ich sage: nö, schaut selber nach. Ich bin keine LKA Infobörse.

 

 

 

"Geiles Konzert. Nur der schmerzende blaue Fleck am Oberarm nervt." - Marcel

 

 

 

Wie dem auch sei. Voller Erwartungen steuern wir auf die Autobahn und freuen uns schon nen Ast.

Bis wir stehen.

Und mit stehen meine ich, dass die Räder dort blieben wo sie sich aufhörten zu drehen. Den Göttern sei Dank befindet sich wenige Meter vor uns eine Ausfahrt. Dort geht es zur Alternativroute über die Bundestraße. Aber anscheinend hat sich in dem Fond des Autos einen gewaltigen Haufen schlechten Karmas angesammelt, welches zum schneiden Dick war. Und so standen wir erneut und ergaben uns unserem Schicksal. Wir werden die ersten Bands verpassen und wenn sich dieser zähfließende Metallhaufen nicht langsam lockert, könnten wir beinahe das Lenkrad einschlagen und wieder heimfahren.

Denkste.

Mit zwei Stunden Verspätung haben wir es endlich geschafft und sind angekommen.

 

 

"War Klasse. Aber es ist einfach Schade, dass so wenig los war. Da hatte ich mehr erwartet." - Sandra

 

 

Die zweite Band, Morbus Kronn, lässt die letzten Töne erklingen, als wir durch den Hintereingang in mein geliebtes LKA gelangen (selbstverständlich bin ich kurz darauf zur Kasse und habe wie jeder Gast meinen Mosh-Zoll entrichtet). Schade, denke ich mir, die ersten Bands hätte ich zu gerne gesehen, denn Witchfinder haben auch schon zocken dürfen, ohne von mir gesehen, geschweige denn gehört zu werden. Aber es macht keinen Sinn hinterher zu trauern. Es warten noch ein paar Bands auf mich.

Und so legte auf direktem Weg Sinners In Rage los um ihre Kunst zu beweisen. Ich durfte mir sogar die EP von ihnen abgreifen und das für Lau. Nette Geste.

Aber was hören meine Ohren dort? Ach ja: nichts! Hat da jemand vergessen das Mikro anzuschalten? Muss Zufall sein und wird sich garantiert gleich ändern.

 

Nach circa 40 Minuten ist die Show zu Ende und ich bin glücklich ob der CD in meinen Händen. Musik für sehr gut empfunden und für zu Hause auch noch Ohrenfutter von den Jungs aus Altensteig, die die Bühne frei und Platz für den Nachfolger machen. Während dem Einspielen zieht es mich zur Theke. Sie ist vergleichsweise leer, so wie der gesamte Schuppen im Allgemeinen. Leider. Das Bier ist gewohnt gut, auch wenn ich für ein 0,3L Bier mit knapp drei Euro recht teuer weg komme. Wenigstens ist es kalt.

 

 

 

"War klar geil auf so ner großen Bühne zu steh'n. Die Bands im Allgemeinen waren auch allesamt ziemlich fett. Die Leute die da waren gingen auch ab, hat mir gefallen. Allerdings gehört so ne Veranstaltung in eine etwas kleinere Location." - Flo

 

 

 

Weiter geht es mit den Buben von Death Has No Calendar. Ich habe mich natürlich vorher über die Bands schlau gemacht und gerade auf diese Kapelle war ich am meisten gespannt. Und wurde zum Glück auch nicht enttäuscht. Geiler Sound. Fette Akrobatik-Einlagen auf der Bühne. Gute Stimme.

Aber was ist das? Irgendetwas stimmt doch mit den Boxen nicht. Der Sound drückte sich mir vorher wesentlich klarer in die Fresse.

Naja, wie dem auch sei. Nächste Band, nächstes Bier.

 

Und da wurde mir plötzlich so einiges klar. Denn nun kamen meine "Kollegen" von Confined By Yesterday auf die Bühne und bereiteten sich auf ihren ganz besonderen Auftritt in dieser Ruhmeshalle der deftigen Musik vor.

Hat der Tonmischer tatsächlich eben mit Flo, seines Zeichen Sänger der Band,  geredet als sei er ein frecher Zwölfjähriger? Wenn ich den guten Mann zitieren darf: „Siehst du diesen kleinen Korb dort am Mikrofon? Wenn du da mit deinen Händen dran kommst, macht es Pieps und die Boxen gehen kaputt. Und bevor die Boxen kaputt gehen, mache ich sie aus und es kommt gar kein Ton mehr da raus.“

 

 

 

"Das ganze wäre in der Form im Uni (Universum Stuttgart, Club) oder Keller Club definitiv noch cooler gewesen! (...) Die Präsenz der ganzen anderen früher da gespielten Acts zu erfahren (u.a. Slipknot), war natürlich ganz groß für mich." - Sebastian

 

 

 

Ich glaube ich bin im falschen Film. Die Art wie er mit den Jungs redete lies mir meinen Burger schier wieder hochkommen. Ich schüttelte also die Vorbereitung ab, schließlich bin ich hier um gute Musik zu hören. Ich wiederhole: zu HÖREN! Das war nach der Aktion eben, mit dem nun leicht säuerlichen und eingeschnappten Mischer schwerer, als man es denken mag.

Ja, ich kann sie hören; aber ich habe Confined By Yesterday in ihrem Proberaum erlebt und dort war die Qualität der Abmischung mindestens auf demselben Niveau. Schade.

Aber auch hier wurde ich nicht enttäuscht. Die Meute vor der Bühne dreht, trotz diesen Schwächen in der Organisation, komplett ab und bringt das LKA zum kochen. Geil, so muss das sein.

 

Eine neue Runde, ein neues Bier und wir bewegen uns unaufhaltsam Richtung Headliner.

Mit meiner Cam bewaffnet schleiche ich mich auf die Bühne um im Auftrag von Voice Of Kynareth, die soeben die Stage okkupiert haben, ein paar Mitschnitte zu machen. (Welche ihr euch selbstverständlich auch anschauen dürft. Siehe weiter unten.)

So, und jetzt drei Kreuze, dass der Mann am Mischpult nicht mehr Trübsal bläst, sondern seine Arbeit macht.

Anscheinend sollte mir das Glück an diesem Tage nicht hold sein und so geht die Stimme der Moshcore-Dampframme Smon in den restlichen Instrumenten komplett unter. Immer wieder signalisiert er mir und dem Mischer, dass er sich nicht hören kann. Und wer jetzt glaubt, dass jemand darauf reagiert hätte und das Rädchen für das Mikro gedreht hätte, glaubt auch an ein Leben nach dem Tod. Aber auch hier bewiesen die Jungs Durchhaltevermögen und zerlegten die Bühne in ihre Einzelteile.

 

 

 

"Fette Bands. Fette Location. Was will man mehr." - Markus

 

 

 

Am Ende liegt immer noch ein bitterer Beigeschmack in meinem Mund und das liegt nicht an der Galle, die mir regelmäßig hochkam. Es war ein legendärer Abend in einer legendären Location mit einer legendären Organisation (ob positiv oder negativ könnt ihr euch bei letzten Punkt gerne selber ausmalen). Spaß hatte ich allemal und auch die (wenigen) Menschen um mich herum schienen zufrieden zu sein.

Ich finde es eine sehr gute Idee solch ein Fest auf die Beine zu stellen - das steht außer Frage. Aber wenn ich auch kleinen Bands eine Chance gebe dort spielen zu lassen, dann stehe ich auch in der Verantwortung alles Menschenmögliche zu tun genau diesen den Support zu ermöglichen, den auch große Bands erhalten. So verärgere ich womöglich ein potenzielles Publikum auf Grund einer schlechten Abmischung etc.

 

 

 

"Die ganze Organisation hat mich einfach nur enttäuscht. Die Leistung der Mischer war miserabel und die Verpflegung der Bands war unter aller Sau. Aber dafür war die Crowd der absolute Hammer, welche ich vor lauter Trubel mit dem Mischer nur leider nicht richtig genießen konnte." - Simon

 

 

 

Wie auch immer. Es war eine schöne Erfahrung, die ich gerne mitnehme.

Und dass ich eine deliziöse After-Show Party hatte, sollte auch nicht unerwähnt bleiben.

 

 

METALFEST #23

18.10.2013

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