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So auch in You're Not A Hero, dem dritten Song, der nicht minder brutal inszeniert und textlich bekleidet wurde.

Hätte ich einen schlechten Tag erwischt, müsse wohl nach dem Hörgenuss dieses Dreiminüters, irgendjemand in meinem nächsten Umfeld leiden – und sei es der nächstbeste Mülleimer, der mir den Weg versperrt hätte.

Zorn, ist das Stichwort, denn davon könnte sich reichlich aufbauen. Der Sound, die Struktur, pump sich langsam auf, schwillt an wie ein Bizeps bei voller Belastung und explodiert in einem … na, was? Richtig! Einem – haushohe Boxen vorausgesetzt – Gebäude zum Einsturz bringenden Breakdown. Ist das noch nicht krass genug, "flüstert" dir Marki schelmisch ins Ohr: „If you do it again/ I will cut your head off“.

Geil, sag ich euch und ein absoluter Brecher.

 

Und damit komme ich dann auch schon zum Schluss, in diesem Fall wohl eher einem gefühltem Coitus Interruptus, einem jähen Ende in einem sehr angenehmen Augenblick. 

Family And Friends verabschiedet sich ein wenig von der Rohheit der vorangegangen Texte und widmet sich, wie der Name schon vermuten lässt, den wichtigsten Menschen, die man in einem Leben um sich sammeln kann. Das möchte nicht ganz in das Konzept der EP passen, lässt meine Brust jedoch ein wenig anschwellen, wenn ich an meine Familie und Freunde denken muss. „Something to be proud of“, heißt es dort und trifft den Nagel auf den Kopf. Da, meine Damen und Herren, kristallisiert sich, mehr denn je, die Hardcorewurzeln der Ingolstädter heraus, die ,rein musikalisch, in bunten Metalcore-Shirts gekleidet, einen wütenden Drop nach dem nächsten fallen lässt.

Ich erwische mich ein ums andere Mal beim lockeren Kopfnicken, während ich den schönen Riffs lausche, die in einem 3-Akkorde-Hardcore-Geschrammel münden und checke am Ende erst einmal ab, wo Waves like Walls ihren nächsten Gig spielen.

Es gibt Momente im Leben eines Musikjournalisten, die so unerwartet sind, wie eine plötzliche Schwangerschaft aus heiterem Himmel – als Mann, versteht sich. Sie fallen wie ein gefräßiges Tier über mich her und wollen das Wichtigste von mir: meine sichere Oase.

Ihr werdet euch nun sicherlich fragen, ob ich, als Rezensent, da wo ich diese Zeilen schreibe, ein Mal zu tief ins Met-Horn geschaut haben könnte. Doch ich kann euch versichern, wenn man mit rein gar nichts rechnet, wird man meist umso heftiger Überrascht. Eine Tatsache; da können auch keine drei Liter Honigwein darüber hinwegtäuschen.

So ungefähr erging es mir gerade eben. Na gut, dachte ich mir in den tiefsten Tiefen meines Bewusstseins versunken, dann knall ich mir zur Abwechslung mal 'ne EP auf's Trommelfell, war ja schon eine ganze Weile her und beim letzten Mal wurde ich keineswegs Enttäuscht. Im Hinterkopf hatte ich natürlich den Gedanken, dass EP's immer einen bitteren Beigeschmack tragen können: zu wenig Zeit eine Geschichte zu erzählen und oftmals unter zu viel Druck entstanden, verkommt das Kunstwerk, das es hätte werden sollen, oft zu einem abstrakten Gebilde. Kreativität: adieu!

Und dann allerdings gibt es diese kleinen, verkrusteten Steine, die sich erst beim zweiten oder dritten, oder beim zehnten und elften Mal hinhören, als schimmernde Perle herausstellen.

So geschehen, als ein dezent motivationssuchender Redakteur den Laptop in die Hand nahm und sich einen zugespielten Tipp zu Gemüte führte. Und BÄM!, da war es um ihn geschehen.

Warum das so ist … lest einfach weiter und zieht es euch selber rein.

Waves like Walls, heißt der Fünfer und 'Brain As A Weapon' die EP, welche mir noch sehr lange in Erinnerungen bleiben werden.

Doch dann zeigt sich, wie genau sich die Bayern sich das bei ihrer Musikrichtung vorgestellt hatten; wo sie sich heimisch fühlen. Stelle dir folgende Situation einmal vor: Frankie Palmeri und Jamey Jasta starten einen gemeinsamen Umtrunk in einer verratzten, dunklen Kneipe am Arsch der Welt. Das gemeinsame Biervernichten endet nach durchzechtem Abend, in ungezwungener Atmosphäre, in einem weichen und bequemen Bette ...

Der hässliche Bastardsohn dieser unheiligen Zusammenkunft aus Emmure'schem Gekeife meets Drecksau-Breakdowns und Hatebreed'esken Hardcore-Geballer, ist eine dermaßen geile Erfahrung, die sich jedoch erst beim mehrmaligen Hören der EP zu etwas Einzigartigem entwickelt.

Sicherlich, Shouter Marki erreicht (noch) nicht die Klasse eines Palmeri und um den Hardcore-Veteranen von Hatebreed die Stirn bieten zu können muss noch neun bis zehn Schippen Hass draufgelegt werden. Aber für den außergewöhnlichen Quickie zwischen zwei Haltestationen auf den Ohren, ist das Teil aller erste Sahne.

Prägt euch den Namen gut ein. Wir werden wohl in den kommenden Jahren mehr von diesen Bayern hören.     

                                                                         Foto: Waves like Walls

Fazit:

Danke für die geile Zeit, die ich mit diesem sehr kurzen Einblick in eure Köpfe, haben durfte. Der Sound taugt mir, ist zwar keine Offenbarung, aber nichtsdestoweniger eine schöne Mischung aus Bekanntem und Neuem, der durch einen genialen Kniff und viel Erfahrung in den entsprechenden Musikrichtungen, zu einem feinen Werk konstruiert wurde. Fein musste dabei auch das Fingerspitzengefühl des Quintetts sein, welches mit einer beinahe beängstigenden Selbstverständlichkeit diese eigentlich sehr verschiedenen Genres zusammensetzt.

Textlich fährt die EP dabei im oberen Drittel: einfach und doch prägnant und reicht von absoluter Verrohung bis hin zum freundschaftlichem Schulterschluss.

Wenn ich eine geile Platte vor mir liegen habe, in der trotz dem vorhandenen Können immer noch viel Potenzial nach oben steckt, ist das etwas wunderbares.

Bleibt nur noch eine Frage: Wann gibt’s mehr?

 

monotyp

GENIAL

So werden in Brain As A Weapon die Seiten knarrend durchgezogen; plötzlich wird in den Hardcore-Modus geschaltet und zu guter Letzt ballert dir ein Breakdown, in der Größe eines handelsüblichen Ziegelsteins, deine verbliebenen Zähne aus der Fresse hinaus auf den Asphalt.

Es prescht und peitscht gewaltig. Die Gitarren, sowie der Shouter, bleiben dabei vorwiegend im Hintergrund und lassen die Bässe sprechen.

Schnell merkt der blitzgescheite Zuhörer, dass das Konstrukt des Songs auf die Breakdowns ausgelegt ist. Und genauso hangeln sie sich von einem zum nächsten, ohne, den Göttern sei Dank, den inflationären, beinahe zehn-sekündlichen „Baduuum“, eines While She Sleeps zu erreichen. Gezielt werden sie gesetzt und jagen einen wohligen Schauer durch meinen Hypothalamus.

Dabei wird es sogar lyrisch, wenn es in dem Song provokativ heißt: „How can you fight for a god that just exists in your head?/How can you pray to a god that just wants you dead“.

Dieses Themengebiet wird dem ein oder anderen sauer aufstoßen, doch dadurch verliert dieser „Immer-Aktuelle“ Stoff kein bisschen an Relevanz.

[...] ja, ich fahre auf genau diesen Scheiß so dermaßen ab, dass ich nicht mehr so einfach durch die Hose atmen kann.

01    Will We Stand There Silent?

 

02    Brain As A Weapon

 

03    You're Not A Hero

 

04    Family And Friends 

Ich gebe zu, dass ich mich denkbar schlecht auf die kommenden Minuten vorbereitet hatte. Okay, sie spielen etwas Hardcore (geht immer), Breakdown (modern, braucht's halt) und Metalcore (bin ich immer für zu begeistern). Die Songs sind im Schnitt mit etwa zweieinhalb Minuten Länge denkbar kurz gehalten und nach vier Tracks soll der Spaß dann auch schon vorbei sein … zieht man die vielen Mal ab, in denen diese vier Songs immer und immer wieder durchlaufen, so wie es bei mir der Fall war.

Denn ja, ich fahre auf genau diesen Scheiß so dermaßen ab, dass ich nicht mehr so einfach durch die Hose atmen kann. Es wird eher zu einer penetranten Schnappatmung.

Aber fangen wir ganz von vorne an. Nämlich bei dem kurz gehaltenem Intro mit dem klangvollen Namen: Will We Stand There Silent?

Keine Aussage, sondern eine Fragestellung initiiert das Album. Schon zu Beginn reflektieren die Jungs aus Ingolstadt sich selbst und die Frage nach dem Risiko, welchem wir uns selber stellen können, um für eine Sache zu kämpfen – in diesem Fall den Mastbetrieben und ihrer unzureichenden Haltung von Zuchtvieh. Das erinnert in vager Hinsicht an Heaven Shall Burns 'Voice Of The Voiceless', welches mir damals schon textlich ausgesprochen Zugesagt hatte – und das sagt jemand, der ein blutiges Hüftsteak als kulinarischen Höhepunkt erachtet.

Der Riff der kurz aufblitzt, lädt dabei zum verweilen ein, bevor es mit einem fließenden Schwenk in einen djentigen Part übergeht, der das Konstrukt zusammenschweißt, nur um es zu guter Letzt mit einem heftigen Breakdown einstürzen zu lassen.

Soweit, so Standard.

Von: Nico 'monotyp' Esche                        VÖ-Datum: 25. Juli 2013                           Genre: Hardcore/Metalcore

+ Riffs

+ Variantenreichtum

+ Texte

+ Wucht

- schwankende Qualtität des                Shouters

- fehlende Komplexität

WAVES LIKE WALLS

BRAIN AS A WEAPON

HARD-/METALCORE

WAVES LIKE WALLS

'Brain As A Weapon'

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