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2011 gründete sich "Renegade", rund um den Antreiber und Gitarrist der Band, Sèbastien Ody. "Renegade" war die Saat und "No Boundary" das Geschöpf, dass die vier Herren aus der bayerischen Höhle des Löwen (manche nennen es auch München), gebaren. Seit der Gründung vor fünf Jahren war dies das einzig große Lebenszeichen des musikalisch-martialischen Quartetts. Möglicherweise ein schlechtes Zeichen für eine nicht mehr ganz so taufrische Band? Schauen wir einmal auf die kommende halbe Stunde und den Zeilen, die ich zu diesem Stück Musik verfasst habe. Es gibt Klärungsbedarf.

Eine metallene Todesspirale in rot und stahl - Renegade packt den Hörer an den Hörnern und galoppiert mit ihm übers Schlachtfeld.                                                                                                                                                                                                            Foto: Renegade

Fazit

Mehr als nur ein kurzer Snack für Zwischendurch! Ich stehe auf die Gitarrenarbeit, die kurzweilig ist und von Anfang bis Ende begeistern kann. Nie kam es vor, dass ich für einen Moment während des Hörens der EP gedanklich abschalte oder, schlimmer noch, einen Track mit einem anderen verwechsle. Jeder Song steht für sich, bietet genügend Potential nochmals angehört zu werden und der Sound feuert gnadenlos zwischen die gut vorgetragenen Textzeilen. Setzt man jedoch das Skalpell an und separiert die einzelnen Lieder voneinander, fällt auf, dass die erste Hälfte deutlich schwächer als die gemeingefährlich und unheimlich starke zweite ist. Bauen die Münchener auf das herrliche 'Seasons' auf und schmieden nach diesem, zwar nicht neuartig jedoch unzweifelhaft geilen, Soundschema eine weitere Platte, sehe ich einen potentiellen Anwärter für das „Album des Jahres“. Starker Genreableger, der zwar kurz, aber nie langweilig ist.


 

 

monotyp

genial

[...] ist hart, es ist schnell, es nimmt sich Zeit, es harmoniert und ist strukturiert, bietet so viel Abwechslung und (fuck nochmal!) einen Groove, nach dem ich mir die Finger lecken möchte.

01    Uprising

02    Memories Of The Sun

03    Awareness Of A Dreamer

04    Deathpit

05    My Way

06    Masses To Ashes

07    Seasons 

Bereits der erste Riff von 'Uprising', zeigt, wohin uns die Reise auf der mit sieben Songs recht kurz geratenen LP, führen soll: mit Vollgas durch den Pit, auf die Bühne und wieder in die aufgeheizten Schlammgrube zurück. Ohne großes Vorspiel ballern wir uns also durch die ersten Minuten, bekommen eine grunzige Bridge spendiert, die uns zum furiosen Höhepunkt von Track Nummer eins bringt: einem grandiosen Gitarrensolo in Reinkultur. Das funktioniert, weil das gut eingespielte vierköpfige Ensemble binnen weniger Sekunden den Hörer in Ekstase versetzen kann – wenn er denn so will. Das (nicht ZU) hohe Tempo gepaart mit einer fein groovenden Gitarre, ergeben einen Headbang-Garanten der gehobeneren Klasse.

 

Mit einem erschreckend ähnlichen Riff wie in 'Uprising', geht es in 'Memories Of The Sun' zu Werke. Trotz des Riff-Zwillings ballert "Nummer Zwei" der Platte mindestens genauso gut aus den Boxen, bleibt jedoch überraschungsarm. Sèbastien an der Axt vollbringt allerdings das Kunststück aus hymnischen Wänden, düsteren Klangteppichen und Brutalo-Geballer – so muss moderner Deathmetal klingen. Kilians Stimme, Geröchel, Geätze brilliert phasenweise und sackt dann Qualitativ schneller ab, als ein kühles Bier meinen Rachen an einem heißen Festival-Tag. Macht aber fast nichts, das Gesamtkonzept aller agierenden Musiker überzeugt und ist eher die Ausnahme als die Regel. Das klappt ganz gut, so lange sich kein Gefühl der ungeliebten Wiederholung in die Tracks einschleicht. Denn was zu Beginn noch gut funktioniert, ermüdet sich in 'Awareness Of A Dreamer'. Erneut eine gute Leistung des Gitarristen, der seine Virtuosität von Vers zu Vers vorantreibt, aber nicht das gesamte Gewicht von "Renegade" auf seinen Schultern zu tragen vermag. Mit einem gekonnten Schlussakt, der Raum zum Verschnaufen gönnt und mit einem fingerdicken Glas epicness serviert wird, endet

'Awareness Of A Dreamer' und bereitet auf das unaufhörliche Gewehrfeuer namens 'Deathpit' vor, das das Adrenalin zum kochen

bringt und verbrannte Erde hinterlässt. Gefangene werden nicht gemacht, sondern unumgänglich exekutiert – Freunde von "Pantera" und

Konsorten nicken wissend und freuen sich über die wohl konsequenteste Art des Metal – Scheiße noch eins, es steckt ja schon im Titel. Also: alles aufgewacht, nach diesem Track steht kein Stein mehr auf dem anderen.

 

'My Way' versucht anschließend den Trümmerhaufen, für den sie zuvor gesorgt hatten, zusammenzusetzen, um ihn darauf mit einem Feuersturm wieder einzureißen. Klasse wie Drummer Adrian seine Felle vermöbelt und bereits zum fünften Mal in Folge von den fantastischen Klampfern Sébastien und Tassilo (Bass) unterstützt wird. Wir steigern uns nach einem brachialen Gewitter hinein in das zweite Solo auf der LP, das nicht nur wie Arsch auf Eimer passt, sondern gleich einen dicken Schwung Abwechslung hineinbringt. Applaus an die Herren Sèbastien

und Tassilo; nicht nur ein Lichtschimmer, eher ein heiß-rotes Glühen im tiefdunklen Soundkonstrukt der Münchener.

 

'Masses To The Ashes': die Geschwindigkeit bleibt hoch, feine Spalten öffnen sich in der Architektur und bieten wichtige Momente, um sich auf den nächsten Breakdown vorzubereiten. Diese sind dezent und verschmelzen mit dem herrlichen Riffing zu einem einzigen lebenden Wesen, das mich durch die Songs trägt. Das ist nicht nur eine elegante sondern auch eine intelligente Lösung und sorgt für eine angespannte Stimmung beim Hörer, ohne zu langweilen.

 

Druckvoll geht es in die Endphase mit 'Seasons', das gekonnt die vorangegangene Basis nimmt und zum ersten Mal cleanen Gesang einflechtet. Das fühlt sich keineswegs fremd an und im Nachhinein wünsche ich mir in Zukunft mehr solcher Passagen – wenn sie denn passend sind. Das hat einen Geschmack von Nu-Metal und mundet mir besonders gut. Speziell mit 'Seasons' haben "Renegade" beinahe alles in mir angesprochen, was mich zu einem der größten Verfechter der Metal-Musik macht: es ist hart, es ist schnell, es nimmt sich Zeit, es harmoniert und ist strukturiert, bietet so viel Abwechslung und (fuck nochmal!) einen Groove, nach dem ich mir die Finger lecken möchte. Schon lange nicht mehr so gut gegessen. Da stimmt einfach so gut wie alles und zwingt meinen Finger in Richtung "Repeat"-Knopf - auch beim zweiten, beim dritten und sogar beim fünften Mal hören, fallen mir immer wieder einige kleine Feinheiten auf, die diesen Song unfassbar gut und ab sofort zu einem festen Bestandteil meiner ewigen Playlist macht. Wie sich Kilian die Scheiße aus dem Leib brüllt und anschließend im idealen Moment zu einem "Five Finger Death Punch"-Gesang ansetzt; das Tempo kurzzeitig anzieht und mir die Synapsen durchknallen lässt; ein fein gesetztes Gitarrensolo den Song teilt: das Teil ist pures Nitroglycerin.

 

Der Sound reicht von Gut bis gar Genrereferenz, allen voran das famose 'Seasons' und so hoffe ich sehr schwer schon bald wieder etwas von dem Vierergespann namens "Renegade" zu hören; als Metal-Fan/Musikliebhaber/Journalist (in genau dieser Reihenfolge, wenn ich bitten darf). Denn was die Jungs, vor allem im zweiten Part der LP, abgeliefert haben, klingt nach mehr und reinhören ist Pflicht für jeden Freund dieses Genres, bisweilen auch darüber hinaus.

Von: Nico Esche                                  VÖ-Datum: 2015                                           Genre: Modern-/Black-/Death-Metal

RENEGADE

NO BOUNDARY

BLACK-/DEATH-METAL

TECHNIQUE                                89/100

Voice                                              85/100

Drums                                            85/100

Bass                                                87/100

other Instruments                             -

LYRICS                                          77/100

Guitar                                            92/100

Text                                                80/100

Impact                                            85/100

ARTWORK                                   75/100

Cover                                              75/100

Booklet                                            k.A.

RESULT            86/100

RENEGADE

'No Boundary'

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