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Mooncry werkeln seit bereits einem knappen Jahrzehnt an ihrer persönlichen Stellung im Metal, 'A Mirror's Diary' ist dabei ihr aktuelles Werk. Und was nach einer Stunde mit dem Quintett hinter mir liegt, den Pfad, den ich hinter mich gebracht habe, der Geißelung, den Emotionen und Erzählungen einer Saga diesen Ausmaßes, könnt ihr gemeinsam mit mir auf den folgenden Zeilen erforschen.  

Die Artworks wurden ganz im Stil der 80er Jahre gehalten und bestechen durch ihre herrlich mystische Anziehungskraft.                                                                                                                    Foto: Mooncry

Fazit: 

Der Bodensee brennt und 'Mooncry' gleich mit ihm! Denn nicht der Zorn, oder Hass, oder Liebe, oder das Gefühl der Einsamkeit bietet sich dem Hörer des einstündigen Machwerks. Es ist das Konglomerat all dieser Emotionen, die 'A Mirror's Diary' zu einem erzählerischen Meisterwerk anschwellen lässt, zu welchem man als Liebhaber des Metals den Hut ziehen und ehrfürchtig auf die Knie gehen kann. So viel Liebe in den Arrangements, Lyrics und der Kunst an sich gibt es selten. Das muss nicht jedem gefallen, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Allerdings schaffen es die Schwaben mich aus meiner potentiellen Lethargie und der Angst vor dem Zusammenbruch des Metals zu zerren, mich wachzurütteln und mir zu sagen, dass es noch mehr junge Bands dort draußen gibt, die unsere Fahne der Musik hochhalten. Danke dafür.

 

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meisterwerk

Der Metal, wie er einst erdacht und von den großen Pionieren kreiert und etabliert wurde, wurde bei 'A Mirror's Diary' kondensiert und für uns auf CD gebannt; und ich verneige mich davor und werfe mit Kusshänden um mich.

01    Burning Curtains

02    Puppet Crow

03    Defamed Pride

04    Scylla

05    Reflections Of Lies

06    A Thousand Lives

07    The Beast Within Me

08    A Mirror's Diary

09    Angel Of Darkness

'Burning Curtains': Ausnahmsweise kein Intro, was im Wuste der vielen Veröffentlichungen mit einer solchen Eröffnung doch sehr erfrischend ist. Verspielte Geigen weisen den Weg und es geht ohne Schnörkel in den Vers hinein und damit in die lange Reise melodischer Ergüsse. Gitarren treiben, Sänger Sali gibt sich reichlich Mühe und variiert sein Organ von hasserfülltem Geschrei bis Cleangesang, hinauf gen Walhalla, wo die Valkyren dich nach der Schlacht bringen. Das grooved und klingt frisch. Selbstverständlich mit einem anständigen Gitarrensolo, der in einem Chor mündet und dann nochmals die Saiten zum schwingen bringt.

 

Das Spiel mit den Chören scheint den Mannen vom Bodensee zu gefallen; so eröffnen sie ihren zweiten Song 'Puppet Crow' mit genau solche einem – das ist nicht aufgesetzt, sondern schmiegt sich nahtlos in das Ouvre der Mannen vom „schwäbischen Meer“ ein. Die Arbeit, die jede Fraktion abliefert, kann man bisweilen soweit als überdurchschnittlich einstufen. Nämlich dann, wenn das Keyboard mit den geschmeidigen Gitarren und dem wunderbar abwechslungsreichen Getrommel Phillips, einen homogenen Sound der Güteklasse "Tripel A" abliefert; da hat der Hörer schlichtweg Lust den Songs bis zum Schluss zu verfolgen. Auch weil in ihnen selbst Geschichten erzählt werden, die von den Melodien getragen werden können, ohne Verschleißerscheinungen zu generieren.

 

'Defamed Pride' beginnt dann mit einem Terminator'esken Beginn, der heraussticht – Cyber-Sounds in einem von epicness getriebenen Album? Außergewöhnlich, aber nur eine Randerscheinung. Beim dritten Teil der Mooncry-Saga, die sich bis hierhin wie ein Bastard aus Iron Maiden, Metallica und Machine Head anhört, macht sich ein ums andere mal mehr als deutlich, wie gut die Süd-Württemberger mit ihren Talenten umgehen können. Feine Arrangements, die von einem Streichquartett ergänzt werden, das wiederum von Orgeln abgelöst wird; und das immer von einem Dampfhammer-Rythmus unterlegt, bei dem man am liebsten jauchzen möchte. Den nötigen Druck, den ich gerne an anderen Bands moniere, weil dieser gelegentlich sich verschämt zu verstecken scheint, bildet hier jedoch immer einen treuen Begleiter. Das wummert wie zu besten Thrash-Zeiten.

 

Jetzt wird’s griechisch, möchte man meinen und die sprichwörtliche Odysee des gleichnamigen hellenischen Sagen-Helden nimmt seinen Anfang. Der Kampf gegen 'Scylla' kann beginnen! Und dies mit der vorher bereits etablierten musikalischen Tiefe, die Mooncry mit der größtmöglichen Leichtigkeit aus ihren Ärmeln schütteln. Dahinter stecken Talent, Liebe und das feine Gespür einer perfekt aufeinander abgestimmten Band. Gratulation, denn auch 'Scylla' hält mich fest in ihrem eisenharten Griff und somit lausche ich vergnügt bis zur letzten Sekunde. Diese wartet mit einer abartig genialen Bridge auf, die  (sic!) mit dunklen Tönen, superben Gitarren und einem Gänsehaut erzeugenden Chor vermengt. Was habt ihr euch verdammt nochmal dabei gedacht? Wie mutig und gleichzeitig konsequent kann man seine Musik gestalten und schlussendlich in die Welt hinaus tragen? Die Verneigung vor der intonierten Kunst an sich ist mehr als deutlich zu spüren, und trägt dich mit Sieben-Meilen-Stiefeln durch die Musiklandschaft.

 

Der Einstieg in 'Reflections Of Lies' könnte indes dann von Altmeister Rob Flynn und Co selber geschrieben sein. Voller Seelenschmerz erzählt uns Sänger Sali von der unerfüllten Liebe und den verschmähten Lügen über sich, der völligen Selbstaufgabe – sicherlich ein klassisches Thema das hier verarbeitet wurde, und nicht die Neuerfindung der Genres, jedoch mit emotionalen und gleichauf intelligenten Texten verfasst und vorgetragen. Das omnipotente Keyboard von Enno, der mit seinen Sounds stets den nötigen Überblick über jede Situation behalten kann, legt erneut den Grundstein, auf dessen Fundament sich Gitarren, Bass und Drums ihre Fassaden errichten. Sali sorgt mit seiner Stimme für die Fresken, die von grienenden Wasserspeiern, über verzierte Ornamente und epischen Bildern Garten Edens eine Instanz melodischen Metals des Undergrounds hämmern kann.

 

'A Thousand Lives' ist anschließend der kleine Bruder des vorangegangen Tracks. Weit mehr als schlicht ein Lückenfüller; dafür sind die erarbeiteten Riffs, Texte und der gewohnt guten Abstimmung zwischen den Bandmitgliedern zu schön anzuhören. Nach einem Wendepunkt hört sich der Sechsminüter jedoch nicht an.

Enno gibt - wie in den Intros zuvor mindestens genauso verspielt - zu Beginn mal wieder alles und schreit uns sein Können förmlich ins Gesicht. Was er mit seinem Instrument bewirken, was für Gefühle er damit erwecken, und welche Bilder er in die Köpfe zaubern kann. Das durch seine Härte herausbrechende 'Picture Of Thee' schlägt zwar keinen gänzlich anderen Weg ein, erfüllt aber mit schnellen Riffs und der um einer guten Oktave niedriger angesetzten Stimme die Hörgewohnheiten eines jeden „Power-Metalers“, in jeglichem Bezug.

 

Wie gut die Jungs von 'Mooncry' es wissen Abwechslung in ihre (eben nicht!) Schemen hineinzubringen, verdeutlicht sich in der Akustiknummer 'The Beast Within Me'. Ein wohliger Riff eröffnet und wird mit Sali's butterweichen Stimme zu einer Ode an den Kampf mit sich und seinen eigenen Gefühlen, dem Verlust der Sicherheit seiner selbst und der potentiellen Frage nach einer möglichen und endgültigen Selbstaufgabe. Mit diesem ruhigen Moment der Einkehr in sich und der auf den Punkt gebrachten tieftraurigen Gitarre, treffen 'Mooncry' nicht nur perfekt meinen Nerv. Nein, sie lösen diesen aus mir heraus und zerren mit vor Wehmut tränernerfüllten Augen daran. DAS kann Musik nämlich auch!

 

Das titelgebende 'A Mirror's Diary' verwandelt die tiefschwarze Grundstimmung, die sich über das Schlachtengetümmel gelegt hat, endgültig in eine Abwärtsspirale, die hinabzuziehen und gleichzeitig zu umschmeicheln weiß. Jedes einzelne Bandmitglied holt den letzten Funken Können aus sich heraus und fängt damit ihre zukünftigen Anhänger wie der Rattenfänger seine hypnotisierten Kinderlein. Der achtminütige (fast) Abschied aus ihrer faszinierenden Welt, die zu verzaubern weiß, fährt alle Geschütze auf, die der Metal als Musik zu bieten hat. Kein Subgenre, keine Art einer verwandten Musikveriation. Der Metal, wie er einst erdacht und von den großen Pionieren kreiert und etabliert wurde, wurde bei 'A Mirror's Diary' kondensiert und für uns auf CD gebannt; und ich verneige mich davor und werfe mit Kusshänden um mich.

 

'Angel Of Darkness' ist dann der mehr als würdige Abschluss einer Reise durch die Jahrzehnte des Metals. Auch hier wird nichts neu erfunden, aber es nimmt wie zuvor auch schon das Grundprinzip des reinen Metals und drückt mit fettem Stempel ein Symbol hinein, auf dem dort steht: 'Mooncry'.

Wie schmerzlich schnell dann eine Stunde vorbei sein kann, nach Beendigung meiner Reise, lässt sich schwer in Worte fassen; ebenso die Tatsache, warum ich kaum einen Makel an dieser Perle der Musik finden kann. Das komplette Album gibt sich kaum eine Blöße, jeder einzelne Song wirkt ausgefeilt, durchdacht und brüllt vor unerschütterlicher Passion dem Genre gegenüber. 'Mooncrys' Verneigung vor der wunderbarsten Musik, kann ich dann zu guter Letzt nur zurückgeben.

Von: Nico 'monotyp' Esche                                    VÖ-Datum: 2013                                     Genre: Dark Melodic-Metal

MOONCRY

A MIRROR'S DIARY

DARK MELODIC-METAL

TECHNIQUE                                94/100

Voice                                              91/100

Drums                                            90/100

Bass                                                90/100

Keyboard                                       94/100

LYRICS                                          87/100

Guitar                                            93/100

Text                                                88/100

Impact                                            85/100

ARTWORK                                   88/100

Cover                                             88/100

Booklet                                           88/100

RESULT            93/100

MOONCRY

'A Mirror's Diary'

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