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Immer wieder erstaunt es, wie viele gute Metal-Bands alleine Süddeutschland beherbergt. Und dass mir die ein oder andere vor kurzem noch unbekannt war ist umso schlimmer.

Nach Empfehlung habe ich mich mit 'Ichorid' auseinandergesetzt, um deren „neue“ Platte ‘Process of a Rotting World‘ mal unter die Lupe zu nehmen. Die Band habe ich von Anfang an immer gedanklich mit Suffocation in Verbindung gebracht, sowohl was das Cover als auch die Musik betrifft.

Ob die Jungs den Vergleich mit den Genregrößen und anderen Bands scheuen müssen? Lest selbst:

Reduziert und düster lässt das Äußere bereits die schaurige Atmosphäre im Inneren erkennen.                                                                                                                                                                     Foto: Ichorid                                                                                                                                          

Fazit:

Die Platte ‘Process of a Rotting World‘ von 'Ichorid' entpuppt sich als komplexer Meat- und Mindgrinder, der den Hörer als fein pürierten Haufen zurücklässt. Die Songs sind groovig, aggressiv und düster und lassen kaum Langeweile aufkommen. Den Vergleich mit Größen des Genres muss 'Ichorid' an keiner Stelle scheuen. Mit jedem weiteren Durchgang setzt sich die Platte weiter fest und man entdeckt immer wieder neue Details. Trotzdem ähneln sich meiner Meinung nach die Songs stellenweise zu sehr in Struktur bzw. Arrangement. Aber am Ende bieten hämmernde Blasts, surrende Gitarrenläufe und ein bitterböser Prediger der Apokalypse feinste todesmetallische Unterhaltung.

 

 

Christian Schichl

Sehr gut

[...] wird man mit sanften Tönen auf ein Fließband gelegt und bei einer Prozession dem Untergang entgegen getragen.

01    Protowar

02    Mindgrinding

03    Infesting Hordes

04    Cannibalistic Impulse

05    Era of Eradication

06    Process of a Rotting World

07    At the Threshold of Death

08    Lacerated

09    Watch the World Disappear

Den Türöffner von ‘Process of a Rotting World‘ liefert 'Protowar'. Kurzer Anlauf und schon wird mit Blasts und Gitarrenläufen gezeigt wo der Hammer hängt. Nach kurzer Zeit fängt dann der Prophet des Untergangs an zu keifen. Insgesamt weckt das Ganze bei mir sofort Erinnerungen an 'Suffocation', aber vielleicht geht’s nur mir so. Manchmal fühlt sich der Song vom Groove und Tempo nach Stop & Go an, was am gewählten Beat des Verse liegt. Das ist aber zu verschmerzen. Dadurch bleibt der Song rhythmisch und droht nicht davonzurasen.

 

Der fließende Übergang zum zweiten Song erinnert an eine gut geölte Maschine, bei der man gar nicht merkt, wie schnell man weitergereicht wird. Und so rattern wir bei 'Mindgrinding' an Ketten aufgehängt tiefer ins Herz der Maschine. Mit einem super Groove und fetten Riffs zwingt der Song zum Kopfnicken, während man langsam zur leichteren Weiterverarbeitung fein säuberlich geviertelt wird.

 

Ein paar Mal gestampft und schon rasen wir weiter. Spätestens nach 'Infesting Hordes' bin ich überzeugt. Was hier geliefert wird ist feinstes Metal-Werkzeug, das perfekt geeicht ist. Tempowechsel, Riffs, Beats – alles kommt zum richtigen Zeitpunkt und fühlt sich kontrolliert und organisch an. Da lässt man sich gern zu Hackfleisch verarbeiten.

 

'Cannibalistic Impulse' schlägt zu Beginn erstmal andere Töne an – Streicher und Bläser begrüßen uns in der Kapelle des Untergangs. Atmosphärisch und episch kommt richtige Abwechslung auf. Im zweiten Teil des Songs kommen altbewährte Strukturen zurück, aber das ist gut. Der Chorus ist genial und bleibt im Ohr. Der Song geht runter wie Öl und lässt mich freudig weiter Kreise im Getriebe des Meatgrinders ziehen.

 

Bitterböse geht’s in 'Era of Eradication' weiter. Schlagzeug und Gitarren reißen sich wieder darum dem Hörer abwechselnd die Fresse zu polieren. Knüppeldick prasselt es aus den Boxen auf einen ein. Dann wird man mit sanften Tönen auf ein Fließband gelegt und bei einer Prozession dem Untergang entgegen getragen. Der Song zeigt, dass 'Ichorid' gekonnt abwechslungsreich tranchiert und filetiert.

 

Der Titletrack 'Process of a Rotting World' beginnt mit einem instrumentalen Gitarrenpart und Maschinen-Chor. Episch wie eine Lobpreisung an die Weltuntergangsmaschine hallt dieser Song durch die Überreste der Welt. Einer der sphärischsten Tracks der Platte, der ruhiger und kontrollierter wirkt. Es braucht halt nicht immer die maximale Anzahl an Schlägen und Noten.

 

Wieder liefert eine Untergangskapelle die Einleitung. Diesmal für 'At the Threshold of Death'. Dann rasiert die Instrumentalfront erstmal die Schädeldecken ab, bevor einem direkt ins Gehirn geschrien wird. Schnell und hart zerlegt man hier jeden Widerstand im gefühlt schnellsten Song der Platte.

 

'Lacerated' feuert mit Gitarrenläufen und Blasts auf alles, was sich bewegt. Ein extrem fetter Riff und insgesamt bekannte und gekonnte Arrangements zeigen, dass die Band auch langfristig Lust macht. Auch wenn es nicht wirklich neu oder innovativ wirkt, hier passt trotzdem alles.

 

Mit 'Watch the World Disappear' läutet 'Ichorid' das Ende ein. Nicht nur der Platte, sondern der Welt. Die Riffs haben etwas von 'All Shall Perish', was mir sehr gut gefällt. Düster, verspielt und melodiös schlagen und shredden die Jungs noch einmal richtig um sich. Und das mit extrem viel Abwechslung, ohne dass sich der Song zu unruhig anhört. Begleitet von diesem Song schreite ich bereitwillig in das Nichts.

 

Als düstere Scheibe angepriesen, als düstere Scheibe empfunden. Das ist hier natürlich ein wünschenswertes Merkmal. Die Gitarren liefern hervorragende Arbeit und spielen auf hohem Niveau. Der Wiedererkennungswert ist hoch und die Riffs abwechslungsreich, auch wenn ich die Songstrukturen manchmal als zu ähnlich empfunden habe. Getrieben wird das Ganze von einem sehr tighten Schlagzeugspiel, das viele Tempowechsel vornimmt und blastet was das Zeug hält. Manchmal waren mir die Wechsel zu repetitiv und haben den Songs etwas an Schwung genommen. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Der Frontmann keift wunderbar giftig über die Songs, auch wenn ich mehr Abwechslung bevorzuge und diese Art der Vocals eigentlich nicht so mag. Aber persönliche Präferenzen ausgeblendet liefert Ichorid mit ‘Process of a Rotting World‘ eine Scheibe, die einfach Bock macht. Denn die Songs fühlen sich alle stimmig an und jeder ist für sich genommen auf höchstem Niveau und lässt nie Langeweile aufkommen. Die Qualität der Produktion ist sehr professionell und man hört jede Nuance klar heraus, Hut ab! Beim Hören der Platte ist zwar die Luft stellenweise kurz raus, aber dann kommt ein genialer Riff oder ein knackiges Fill und schon ist man wieder am Haken. Am Ende kann ich jedem nur wärmstens empfehlen, sich durch den Meatgrinder führen zu lassen. Und bevor jemand Bedenken hat: Natürlich ist die Musik selbst 100% vegan.

Von: Christian Schichl                                       VÖ-Datum: 2014                                                         Genre: Deathmetal

ICHORID

PROCESS OF A ROTTING WORLD

DEATH-METAL

TECHNIQUE                                84/100

Voice                                              75/100

Drums                                            85/100

Bass                                                80/100

other Instruments                              -

LYRICS                                          80/100

Guitar                                            85/100

Text                                                74/100

Impact                                            86/100

ARTWORK                                   80/100

Cover                                             80/100

Booklet                                                -

RESULT            83/100

ICHORID

'Process Of A Rotten World'

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