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INTERVIEW 'OCEAN OF PLAGUE'

Kurz nach dem Nikolaustag öffnete sich für mich das 8 Türchen meines Adventskalenders und hielt eine positive Überraschung für mich bereit. Doch nicht Schokolade oder anderer unnützer Kram erwartete mich. Ich durfte bei den Proben von Ocean Of Plague mal vorbeischneien und einen kleinen Blick hinter die Kulissen, einer der führenden Bands der regionalen Metal-Scene, werfen und habe Investigativ nachgehakt. Immerhin kommt in ein paar Wochen die neue Platte des Ehinger Quartetts auf den Markt. Was Metal Over Swabia erfahren hat, lest ihr hier.

 

Interview geführt von Nico Esche

MOS: Lange habe ich auf das Interview zugestrebt, endlich kommt es dazu. Erst einmal vielen Dank für die Zeit, die ihr euch genommen habt. Zu meiner ersten Frage. Wie seid ihr eigentlich auf den Bandnamen gekommen?
 
Domi: Das war eigentlich eine ganz witzige Sache. Wir haben jedem der Bandmitglieder den Auftrag gegeben ein paar Beispiele für einen Bandnamen zu bringen. Was sie sich darunter vorstellen. Dann haben wir die Namen gesammelt und haben den Namen zusammengebaut. Ocean: das Sphärische, Sehnsuchtsgefühle und Plague eben das Düstere, die Moshparts.
 
MOS: Also habt ihr eure Musikrichtung in den Namen gepackt. Er ist ja auch recht einprägsam.
 
Denis: So kann man das sagen. Zumal es zu unserem Stil und der Szene einfach auch passt.
 
MOS: Ihr habt ja auch mit großen Bands zusammengespielt. Wie seid ihr dazu gekommen?
 
Denis: Ich mach bei uns das Booking. Und wir haben guten Kontakt zum Schwarzen Adler (Metalkneipe, Anm. d. Red.) und wir waren zu diesem Zeitpunkt noch recht frisch. Wir hatten schon eine Show gehabt und ich habe mit dem Besitzer gesprochen ob in Zukunft eine größere Band spielen wird und er uns einladen könnte. Kurz darauf hat er sich bei mir gemeldet. Und da war Texas In July. War einfach Mega-Party.
 
MOS: Also muss man da sehr hartnäckig sein um an solche Gigs zu kommen?
 
Denis: Absolut. Es ist ein sehr frustrierender Job, weil du so viele Bewerbungen rausschickst und überall nachfragst und die Ausbeute sehr gering ist. Wenn du ein bis zwei Konzerte im Monat spielen kannst ist es schon was. Aber es steht nicht im Verhältnis.
 
MOS: Was wäre dann euer Tipp an „kleinere“ Bands?
 
Sebi: Ich habe aktuell 30 Bewerbungen rausgeschickt und habe bis auf zwei Absagen noch gar nichts zurückbekommen. Also: Ja, unbedingt hartnäckig an der Sache dranbleiben, irgendwann ergibt sich die Chance mit solch großen Bands zu spielen.
 
Denis: Oder selber was zu Veranstalten. Bands einladen und Kontakte zu knüpfen. Es macht viel aus, wie man als Band rüberkommt. Und eben Leute anschreiben. Großteils ging das über Facebook.
 
MOS: Wie war die Atmosphäre untereinander, wenn wir gerade bei dem Beispiel mit Texas in July sind?
 
Domi: Sehr geil. Wir waren eigentlich ständig zusammen und haben uns mit den Jungs von Texas in July auch sehr viel unterhalten. Allgemeine Themen. Wie ist die Situation in Amerika? Wie finden sie es hier und so weiter. Wir hatten sehr viel Spaß und hatten vielseitige Gesprächsthemen. Und dann haben wir ihnen unsere Bandshirts geschenkt, die sie sogar auf der Bühne getragen haben, was schon ziemlich geil war.
 
Fabio: Wenn die auf Tour sind, können sie jedes frische T-Shirt auch gut gebrauchen (lacht).
 
MOS: Vor knapp zwei Jahren habt ihr eure erste EP „Existence Sold“ herausgebracht. Wie war da das allgemeine Feedback der Platte?
 
Domi: Wir haben von vornherein gesagt, lasst es uns an verschiedene Seiten schicken, damit die ein Review machen können und im Schnitt kamen bei den meisten etwa 6 von 10 Punkten dabei raus. Was doch überdurchschnittlich ist. In einigen Reviews stand drin, dass es sich mit amerikanischen Aufnahmen messen kann. Nur an dem Songwriting könne sich noch etwas tun, gerade was die Strukturen angehen. Das wurde häufiger genannt, aber sonst waren wir doch sehr positiv überrascht. War halt mords das Feedback. Wir haben 300 Stück verkauft und mussten jetzt nachpressen lassen.
 
MOS: Aber immerhin war es konstruktive Kritik, die ja immer hilfreich ist.
 
Domi: Das auf jeden Fall. Es bringt uns ja auch nichts weiter, wenn sie uns irgendwas in den Arsch blasen. Es freut uns auch immer, wenn Fans zu uns herkommen und sagen: „Hey, an der Stelle könnte man noch was machen und hier und dort würde das und das besser in den Song passen.“ Das ist uns sehr wichtig.
 
MOS: Zurück zur EP. Wie sahen die Arbeiten an der Platte aus? Ihr hattet sie ja in den „Iguana Studios“ aufgenommen?
 
Domi: Also die EP ist noch ganz traditionell aufgenommen. Wir sind zum Studio haben dort alles aufgenommen und dort wurde es auch gemixt etc.
 
MOS: Da komme ich auch schon auf das nächste Thema. Euer erster Longplayer steht vor der Tür. Was könnt ihr dazu sagen?
 
Domi: Über das Album ist momentan eigentlich so gut wie gar nichts offiziell. Außer, dass wir das Album machen (lacht). Angedacht im ersten Quartal, gegen Januar, wahrscheinlicher ist aber der Februar als Veröffentlichungstermin.
 
MOS: Werdet ihr dann völlig neue Songs auf dem Album haben?
 
Domi: Ja, es kommt kein Song von der alten Platte auf die Neue. Wir haben auch schon den einen oder anderen Gig gespielt und dort unsere neuen Lieder präsentiert.
 
MOS: Wird es dann auf der neuen Scheibe auch Kooperationen mit anderen Bands geben und wenn Ja, welche werden das sein?
 
Fabio: (lacht) Die Frage ist echt gemein.
 
Domi: Es wird auf dem Album eine Kooperation mit einer anderen Band geben.
 
MOS: (So leicht lasse ich mich nicht abwimmeln, ich will wissen WAS es ist) Ist es eine bekannte Band?
 
Domi: Ja, aber welche es genau ist, ist noch Top Secret. Wird schon bald offiziell gemacht. Die Hälfte vom Album ist schon durch und die andere Hälfte wird aktuell vorproduziert. Diesmal machen wir alles anders als bei der EP. Ich produziere alles selber und das Material wird dann im Studio in Erlangen zusammengemischt.
 

 

 
 
 
 

MOS war für Euch im Proberaum der Ehinger vor Ort, im Zentrum des Geschehens. Domi, Fabio, Sebi, Manu, Denis (v.l.n.r.)                                                     Foto: OoP

MOS: Wie kann man bei solch einem zeitintensiven Hobby noch das Privatleben im Griff halten? Gerade wenn ihr viel unterwegs seid und momentan die Platte aufnehmt?
 
Fabio: Jeder hat seine Aufgaben in der Band. Es wurde aufgeteilt und jeder ist da und macht seinen Bereich. Ich mache zum Beispiel Songwriting. Ich komme nach Hause, mache meinen Pflichtteil und danach setze ich mich an den PC und schreibe, schreibe, schreibe.
 
Domi: Man muss auch dazu sagen, dass wir von Anfang an eine Schiene fahren wollten, die eher untypisch ist: wir ziehen die Band wie ein Unternehmen auf. Und wir haben Deadlines gezogen. Läuft alles recht gut, auch wenn es zeitlich gerade sehr knapp ist. Bei mir ist es gerade ein fließender Prozess zwischen Hobby und Privatleben.
 
Sebi: Wenn es um die Aufnahmen geht: Fabio schreibt die Songs, schickt sie Domi, er schickt sie mir und ich schreibe meine Bass-Lines drüber und verschicke es wieder. Und so geht das hin und her, bis das Ergebnis gefällt. Es ist nicht immer so einfach das alles zu managen.
 
MOS: Zurück zur LP. Kann ich mir bei Veröffentlichung euer neues Album auch im Laden erstehen und habt ihr auch schon ein Musikvideo in Planung:
 
Domi: Was den Vertrieb der Platte angeht: es steht noch in den Sternen. Sie wird auf jeden Fall unter „Nodnaykid“ verkauft werden, als auch Online zu hören und zu kaufen sein. Wir sind dran, dass wir jemanden finden, der uns das Album auch in die Regale bringt. Wir schauen was machbar ist und was es uns am Ende bringen wird.
 
Fabio: Und ganz ehrlich, wer geht heute noch in den Laden und kauft sich sein Album aus dem Regal? Heutzutage lohnt es sich für die kleineren Bands einfach nicht so viel Geld in die Hand zu nehmen um ihr Album auf Teufel komm raus in den Laden zu bringen. Die Online-Distribution wird immer stärker und wichtiger.
 
Domi: Was das Musikvideo angeht, kann ich aktuell so viel sagen, dass es definitiv das erste Musikvideo geben wird und auch von dem neuen Album sein wird.
 
MOS: Wird schon daran gearbeitet?
 
Denis: Noch nicht. Aber wir sind bereits in der Planung und warten noch ab, welcher Song am beliebtesten ist um ihn als Video zu verarbeiten. Dann entscheiden wir, welcher Song am meisten Potenzial hat.
 
Fabio: Ein Lyricvideo wird es auch zusätzlich geben.
 
Denis: Vielleicht kann man auch gerade noch etwas zu den Lyrics sagen. Wir machen ein Konzeptalbum. Darin geht es vor allem um Trennung und Abschied und darauf habe ich es ausgelegt und habe ganz penibel darauf geachtet, dass es gut nach außen kommen wird.
 
MOS: Wird es einen roten Handlungsfaden durch das Album geben?
 
Denis: Ein Song muss nicht immer zum anderen Song passen. Ich habe es nicht wie ein Buch geschrieben, mit Anfang, Mittelteil und Ende, aber es wird trotzdem einen Handlungsverlauf geben.
 
MOS: Zum Thema Drummer-Wechsel. Manu. Du bist jetzt seit einem knappen Jahr bei der Band.
 
Manu: Genau. Offiziell seit Februar diesen Jahres, meinen ersten Gig habe ich erst vor kurzem gespielt.
 
MOS: Wie kam es, dass du nach mehreren Monaten bei der Band erst vor wenigen Tagen deinen ersten Gig mitgemacht hattest?
 
Manu: Ich wollte noch etwas warten, ein wenig reifen, auch weil das die erste größere Band ist, in der ich spiele.
 
Fabio: Er wollte noch mehr üben, bevor er sich auf die Bühne gewagt hat.
 
Manu: Die Position als Drummer bei Ocean of Plague einzunehmen, das waren schon sehr große Fußstapfen in die ich da treten musste.
 
MOS: Bist du dann auch an dem neuen Album beteiligt?
 
Manu: Ich schreibe die Drum-Parts und schicke sie Domi, der sie dann weiterverarbeitet. Heutzutage läuft das (die Aufnahmen der Albumproduktion, Anm. d. Red.) ja auch alles über den Drum-Computer. Das ist eine Zeit- und Geldfrage und so erspart man sich einiges von beidem. Aber ich schreibe es und anschließend landet es dann genauso auf den Album.
 
MOS: Zu einem anderen Thema. Meine Seite beschäftigt sich größtenteils um das Szene-Sterben in Bereich des Metals und die allgemeine Problembehandlung. Wie habt ihr das Bandsterben, beziehungsweise dieses Szene-Sterben in hier in dieser Region erlebt?
 
Denis: Manchmal hockt man dran und fragt sich, wie so etwas passieren konnte. Vor wenigen Jahren war jeden Samstag überall etwas los. Und plötzlich sind Bands wie Havok und Semtex, also große und bekannte Bands, weg. Ich denke, dass es eine Phase gegen 2007 gab, als sich eine Band nach der anderen aufgelöst hat. Und dann gab es keine Bands mehr und es wurde einfach nicht mehr so viel geboten. Gerade spüre ich aber eine Aufbruchsstimmung.
 
Domi: Es hat sich etwas verlagert. Wir sind noch in einer Altersgruppe, da ist man früher noch ins Kreuz (Metalkneipe in Obermarchtal, Anm. d. Red.) gegangen um sich Konzerte anzuschauen. Viele Jugendlichen heutzutage gehen eher lieber „Clubben“. Das ist zumindest meine Meinung.
 
Fabio: Du hast einfach nicht mehr so viele Möglichkeiten als Band zu spielen. Auch weil sich viele Veranstalter drei Mal überlegen, ob es sich für sie lohnt den Laden für ein Konzert aufzumachen.
 
Denis: Was für die Bands wichtig ist, sind die Fans. Und diese sollten einfach zu den Konzerten ihrer Bands gehen, weil eine Band auf jeden Cent angewiesen ist, den die Leute in ihre Lieblingsband stecken. Es ist extrem schwer überhaupt erst mal den Samen in die Erde zu pflanzen, damit dieser wachsen kann und genau da sind die Fans gefragt. Der Support der Fans. Was auch hilfreich ist, sind gerade eben selber Veranstaltungen zu organisieren, wie wir das mit dem Resurrection Fest gemacht haben.
 
MOS: Darauf wollte ich natürlich auch noch zu sprechen kommen. Ihr hattet das erste Fest im vergangenen Monat organisiert und das zweite Fest steht bereits vor der Tür, worauf ich schon wahnsinnig gespannt bin. Erzählt doch mal etwas darüber. Wie lief es? Was war die Resonanz?
 
Fabio: Das wird auch ein ganz geiler Abend. Die Location ist halt auch einfach genial. Direkt am Bahnhof, super Anbindung. Es wurde auf jeden Fall viel Arbeit reingesteckt.
 
Denis: Was können wir beisteuern um gegen das Szene-Sterben zu arbeiten? Das war die große Frage, die wir uns selber gestellt hatten. Und so ist die Idee zu dem Fest geboren. Wir haben viel mit dem Stadtjugendring zusammengearbeitet und sind besonders der Stadt Ehingen dankbar, dass man so viel Vertrauen in uns gesetzt hatte. Es kam zu keinen Problemen, die Stimmung war ausgelassen und in Zukunft wird in diese Richtung auch mehr geplant.
 
MOS: Das heißt es wird mit dem zweiten Fest nicht auch gleichzeitig das Letzte stattfinden?
 
Denis: Nein. Wir haben noch zwei weitere geplant. Wir müssen halt schauen, wie wir die Slots bekommen um die weiteren Veranstaltungen, also das Resurrection Fest, betreiben zu können.
 
MOS: Wo seht ihr euch in drei Jahren?
 
Fabio: (trocken) Als Headliner bei der Slipknot-Tour (lacht). Nein, wichtig ist es uns gerade das Album fertigzubekommen und dann eventuell auch einen Plattendeal zu bekommen.
 
Denis: Irgendwann mittelfristig den Schritt zu wagen, wenn die Konditionen stimmen und alles fair ist, dann müssen wir auf jeden Fall uns darüber austauschen, wie es genau mit uns weitergehen wird.
 
MOS: Dann komme ich auch schon zu meiner abschließenden- und gleichzeitig meiner Lieblingsfrage. Habt ihr irgendwelche Macken?

 

Denis: Wir bringen uns gegenseitig gerne auf die Palme. Weil jeder auf jeden anderen Angewiesen ist. Aber sonst …

 

MOS: Das war alles? Da hatte ich schon ein bisschen mehr erwartet.

 

Fabio: Joa, wir hängen gerne unsere Pimmel raus.

 

(Was `ne Antwort. Selbstverständlich haben wir uns alle kaputt gelacht. Was für eine Reaktion hättet ihr sonst erwartet?!)

 

Domi: Naja, eigentlich hängt nur Fabio seinen Pimmel raus. Also … ständig. Du bist mitten an der Arbeit am PC um dein Zeug vorzuproduzieren und plötzlich fühlt man etwas Kaltes an seinem Arm, dreht sich rum und sieht wie Fabio sein Schwanz auf dich abgelegt hat.

 

Fabio: Wir schwulen uns manchmal an, also im Spaß natürlich, sind aber auch oft sehr ernst.

 

MOS: Das ist doch ein schönes Schlusswort. Danke für die Zeit und wir sehen uns auf dem Resurrection Fest II, hier an Ort und Stelle, wieder.

 

OoP: Klar, immer wieder gerne.

 

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