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Decon begeben sich mit ihrer aktuellen Platte auf wackligen Boden; immerhin tummeln sich in der inflationär- und wild wuchernden Gegend des Metalcores so einige Bands, die zurecht als neue Hoffnung dieses Genres zählen.

Doch, bevor ich ausschweifend über dieses Genre herfalle, um es sauber zu sezieren und Schwierigkeiten aufzeige, fasse ich das nun folgende Review der Regensburger Decon und ihrer aktuellen LP 'The Infinite Distance' zusammen – denn das Schöne ist, dass ich dafür eigentlich nur zwei Worte benötige: Genre-Referenz.

Denn was mir diese Bayern in den vergangenen 47 Minuten präsentiert haben, zählt zum Besten was ich seit langem hören durfte.

Warum das so ist, erfahrt ihr auf den kommenden Zeilen (die nicht mal im Ansatz ausreichen werden, um zu vermitteln, was ich in dieser dreiviertel Stunde erlebt habe).

Decon präsentieren ihre Platte in feinstem Gewand - das lädt zum verweilen ein und gibt sich künstlerisch hochwertig.

                                                                                                            Foto: Decon

Fazit: Decon rezitieren bekannte Bands, angefangen von den oft erwähnten Parkway Drive, über die genialen Architects, hin zu den legendären Killswitch Engage – da haben sie sich nicht bei den schlechtesten bedient. Und doch schaffen es die Bayern ihren eigenen koventionslosen Stil in das Geflecht ihrer Melodien einzuweben, sodass hier etwas Grandioses geschaffen wurde, welches jedem Fan des Metalcores die Freudentränen in die wunden Augen treiben wird. In weiten Teilen des Reviews fiel es mir schwer, nicht zu ausschweifend zu werden und so schlich sich durchaus auch Negatives in den Test. Aber im Großen und Ganzen ist dieses Album ein Fest für die Ohren und auch in Zukunft werde ich die Scheibe gelegentlich auflegen, wenn ich Bock auf guten deutschen Core habe. Überzeugt euch selbst davon!  

 

monotyp

MEISTERWERK

[...] denn Decon geben einen Scheiß auf Konventionen und rammen dir IHRE Definition des Metalcores in den Mastdarm.

01    Tideway

02    Score Of Life

03    Stigma

04    Reset. A World Puled Off Its           Hinges

05    Days Of Anguish And Despair

06    There's No Distance In                   Summer

07    Your Hands Are My Anchors

08    Dual Resurrection

09    Isolation

10    Collapse Load

11    The Aberration

Ich musste ja dann doch lange mit mir hadern, in wieweit ich mich aus dem Fenster lehnen kann, bei der Benutzung von Superlativen; so wie in der Einleitung geschehen und im Bezug zu meiner neuesten Rezension. Es liegt aber auf der Hand, dass Decon mit ihrer LP keinen Schnellschuss produziert hat und mit langen Schritten auf den legendären Metalcore-Thron zuschreitet. Das Ziel schien klar und so fällt es mir zuweilen immer leichter, nach den Minuten des Genießens, das Ergebnis als geglückt einzustufen, denn was hier abgefeuert wird, benötigt eine saubere Herangehensweise, um nicht in die Subjektivität abzuschweifen.

So markiert der Fünfer mit ihrem Opener 'Tideway' das Feld mit einem stimmungsvollem Intro, inklusive feinen Gitarren und Streichern, die sich langsam aufbauen und ausholen, bevor es im herrischen Growl explodiert. Außerdem nutzen die Regensburger den regen Gebrauch von Elekronika in den Nummern, das zu gefallen weiß. Das klingt schon verdammt spannend und lässt in einem die Frage aufwerfen, wie wohl die Reise weitergehen wird.

 

Mit 'Score Of Life' wird es dann endgültig core-lastig und ein fanatisch-garstiger Riff bettet sich in einen schön anzuhörenden Klangteppich hinein, der von brachialen Backvocals untermalt wird. So hört sich guter Metalcore an, beziehungsweise wird hier die Quintessenz dieses Genres abgefeiert, ohne die typischen Verschleißerscheinungen dieser Art der Musik zeigen zu müssen; denn Decon geben einen Scheiß auf Konventionen und rammen dir IHRE Definition des Metalcores in den Mastdarm.

Immer wieder wird hier das Tempo rausgenommen und im richtigen Moment angezogen, die pulsierende Bass treibt dich voran, noch bevor du auch nur auf den Gedanken kommst, es könne dir langweilig werden, jedes Instrument ist glasklar zu hören und symbiotisch aufeinander abgestimmt und Shouter Viktor liquidiert alles was lebendig ist mit blankem Hass. Parkway Drive drängt sich schlagartig in mir auf,

die sicherlich eine Inspirationsquelle waren.

Und zu guter Letzt feuern die Bayern noch einen

Clean-Gesang-Part zum Schluss ab, die mir die erste

( und so viel kann ich jetzt schon versprechen, nicht die letzte-) Gänsehaut über den Körper jagt.

Klasse!

 

Song Nummer Drei, 'Stigma', schiebt wie Drecksau und die

sauberen Breakdowns kaschieren nicht, wie so oft, sondern unterstreichen die Wucht, mit der Decon den Boden ebnet.

'Stigma' mündet allerdings hierbei in einer seltsam

anzuhörenden Party-Nummer, die nicht so recht in das Konzept

passen möchte. Nicht falsch verstehen, hart ist das Teil allemal und gelegentlich aufkeimender Mathcore, den die Jungs von Architects zum jauchzen bringen dürfte, bildet mit weiten Melodien bisweilen schöne musikalische Bilder. Aber das teilweise eingestreute Elektro-Gedudel aus der Schublade: Eskimo Callboy, lässt mich kurz schütteln. Darauf muss man abfahren, ich höre es mir gerne an und schalte beim nächsten Durchhören gönnerhaft einen Song weiter. Das, im übrigen, ist der angesprochene Bruch mit Konventionen und ich nehme meinen Hut vor so viel Courage.

 

'Reset. A World Pulled Off Its Hinges' setzt ebenfalls auf den regen Gebrauch von Elektronika, hält diese aber beim vierten Song der Scheibe weiter im Hintergrund. Shouter Viktor schreit seine Texte, die die klassischen Themen des Metalcores aufgreifen und dem Zwecke dienlich aber nicht gerade Nobel-Preis-verdächtig sind, mit gut getimten Hardcore-Gebrüll heraus. Die Stimme, das gilt auch für die des Clean-Parts, sind leider etwas drucklos geraten und dürfen gerne mehr Power in den wichtigen Parts zeigen – speziell der Cleangesang verträgt noch eine große Kelle voll Mut, dann hätten wir zusätzlich die perfekte stimmliche Untermalung zu einem Sound, der in dem Genre einen Primus darstellen kann.

 

Und ab sofort darf der Gürtel enger geschnallt werden, denn wir erreichen im Vollgastempo die zweite Hälfte der LP, die als kleiner aber feiner Meilenstein zählt und an die sich die kommenden Bands messen lassen müssen.

Eingeleitet mit 'Days Of Anguish And Despair', welches die Elekroeinlagen geschickter benutzt, sodass sie nicht mehr aufgesetzt wirken (immerhin Meckern auf ganz hohem Niveau). Sie fügen sich wie Puzzlestücke in das intonierte Gewebe ein. Klassischer Aufbau, der Ärsche tritt und Herzen höher schlagen lässt, pointiert mit sicher gesetzten Breakdowns. Letztere dürfen beim nächsten Mal druckvoller ausfallen und erneut fällt mir gerade zum Schluss einer meiner „All-Time-Favourites“ ein, der hier den Song-Höhepunkt darstellt und vor dem Decon sich gekonnt verbeugt: dem Brecher 'Early Grave' der Engländer Architects. Sam Carter und Gespann wären stolz!

 

Ein netter Mid-Part der Scheibe, der auch mal die ruhigen Töne anfässt und uns beweist, dass sie auch dies ohne weitere Anstrengungen können, ist There's No Distance In Summer', der mit zwei Minuten voll im Rahmen liegt, schöne Abwechslung reinbringt und dann auch fix wieder vorbei ist.

 

Ein fließender Übergang, hinein in eine launige Core-Nummer, namens 'Your Hands Are My Anchors', bläst dir den Staub aus den Ohren und gliedert sich sehr gut in die vorangegangenen Songs ein. Auch hier stößt Shouter Viktor offensichtlich an seine Grenzen, doch muss man gerade hier betonen, dass er alles von sich gibt und das erste Mal weitaus mehr zeigt, als bloß sein stumpfes HC-Gebrüll. Mehr davon!

Und wenn ich schon bei Übergängen bin, so hätte eine Transition beim Folgenden ganz gut getan. Egal, wir sind mal wieder beim Meckern auf allerhöchstem Niveau. Einen stimmungsvollem Mitsing-Part bei 'Dual Resurrection' und erneut außerordentlich fetten und nuancierten Gitarrenwänden, bietet 'Dual Resurrection' hohes Tempo, welches auch den letzten Violent-Dancer aus der Menge locken wird; eine fiese Nummer, die vor allem in den Clubs hohen Anklang finden wird, da bin ich mir absolut sicher! Denn das hier ist ein geiles Stück Metalcore – Parkway Drive könnten es kaum besser machen.

 

Und wenn ich denke, ich hätte soeben das beste Lied der Platte gehört, schieben Decon noch 'Isolation' (siehe SoundCloud-Link!) vor sich her, welches mit herrlichen Arrangements, den ausgewähltesten Riffs und perfekt abgestimmten Akkorden jeden Gitarrenfetischisten einen Glückstropfen in die Buchsen kullern lässt. Der brachialste und fetteste Song im Starensemble des Longplayers der Regensburger.

Und um dem ganzen die feiste Krone aufzusetzen, wechseln sich Shouter und Cleansänger diesmal in an schier genial getimter Synchronizität ab. So etwas kenne ich nur von den Meistern des Faches, Killswitch Engage. Danke für dieses Meisterstück!

 

Zu guter Letzt gibt es dann noch mit 'Collapse Load' und 'The Aberration' zwei weitere Werke auf der Langgrille, bei denen mir schlussendlich die Worte wegbleiben und ich paralysiert feststellen muss, dass ich etwas wunderbares gehört habe und ich – trotz der ein oder anderen Macke im Line-Up der Bayern – mich doch gar verwundere, dass ich noch nie zuvor etwas von Decon gehört habe. Asche über mein verschwitztes Haupt!

Ich habe das geändert und jeder, der sich für dieses Genre begeistern kann, sollte dies auch tun. Denn mit 'The Infinite Distance' erklimmen die Fünf den süddeutschen Metalcore-Thron mit Leichtigkeit und winken auf all die Neider herab. Qualität macht sich hier breit und setzt sich fest, bis der nächste Anwärter zumaschiert kommt.

Von: Nico 'monotyp'                                           VÖ-Datum: 09/2014                                                      Genre: Metalcore

DECON

THE INFINITE DISTANCE

METALCORE

TECHNIQUE                                89/100

Voice                                              85/100

Drums                                            89/100

Bass                                                91/100

other Instruments                              -

LYRICS                                          82/100

Guitar                                            92/100

Text                                                83/100

Impact                                            80/100

ARTWORK                                   88/100

Cover                                             88/100

Booklet                                                -

RESULT            90/100

DECON

'The Infinite Distance'

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