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Lange mussten Fans der Augsburger Knüppeltruppe Cardiac auf den heiß angepriesenen Longplayer warten, bis diese nun endlich erlöst wurden. Cardiac selbst hatte nämlich alles dafür getan, das Wasser im Munde der Anhänger zusammenlaufen zu lassen, in Form vereinzelt verstreuter Playthroughs`, die bereits eindrucksvoll bewiesen was die Jungs auf dem Kasten haben.

Doch ob das warten sich gelohnt hat, oder das Machwerk der Schwaben einen Schuss nach hinten macht und den hohen Erwartungen nicht standhalten kann, erfahrt ihr auf den nächsten Zeilen. Denn die Richtung ist von Anfang an vorgegeben und zieht sich wie ein roter Faden durch das Album. Um es mit den Worten der Jungs selber zu sagen: „Pull me tight inside your treasure of loneliness“. Ein Kindergeburtstag wird das nicht, das kann ich versprechen!

Und so beginnt es mit einem seichten Intro, dass Chapter 1 getauft wurde und eben angesprochene Richtung vorweist: Einsamkeit und eine zunehmende Düsterkeit umspielt den Hörer, der in einem gewohnt deftigem Cardiac-Headbang-Riff endet, beziehungsweise den Beginn von Infinity Of Hope darstellt. Die vielen Tempowechsel innerhalb des Dreiminüters laden hierbei zum gepflegten Kopfnicken ein. Hier wird nicht gekleckert, sondern gleich rumgerotzt und das in einem angenehmen Mid-Tempo, bis dieser in einer Feuerwolke explodiert und dir die große Kunst einer Gewalt-Doublebass zeigt.

In die Fresse.

Mit Anlauf.

Feiner Einstieg, meine Herren, da bekommt man doch gleich Lust auf mehr.

 

 

Ein Artwork, das man wirklich auch als `Kunst´ bezeichnen darf - sehr gelungen.                    Foto: Cardiac

Sehr gut

Fazit:

Mit ihrem Debut-Album machen die Jungs von Cardiac vieles richtig. Die Gitarren blasen ab dem zweiten Drittel der Scheibe richtig auf, der Gesang passt sich der schön kreierten Atmo` an und vor allem die Drums und die intonierten Zwischenkapitel gefallen mir außerordentlich gut. Jeder Song steht für sich und wirkt dadurch als Gesamtwerk nicht hunderprozentig einheitlich. Auf das Fressbrett gibt es, zum Trotze, aber genug und zwar richtig fett.

Deswegen: uneingeschränkte Empfehlung, das Teil knallt besser als Tequila!   

monotyp

Mehr gibt es dann auch gleich beim dritten Song, The Treasure Of Loneliness, zu hören, dessen Tempo gleichbleibend gemäßigt ist, jedoch textlich eine Ode an die Einsamkeit darstellt. Shouter Ferdi vermittelt jenes Gefühl sehr gut und bringt den lyrischen Höhenflug der LP mit feinem Gespür herüber. Da passt dann auch der „djentige“ Part dazu.

Leider sind die Gitarren bis zu diesem Zeitpunkt recht beliebig und stechen (noch) nicht heraus – eine ordentliche Leistung kann man den Gitarristen jedoch nicht abschlagen, es wirkt an der ein oder anderen Stelle eben einfach unrund und austauschbar.

Was man von den Drums jedoch nicht behaupten kann.

Wuchtig und gleichzeitig mit Fingerspitzengefühl vorgetragene Schlagzeug-Lines bauen eine unheimliche Atmosphäre auf, wirken nicht aufgesetzt und fügen sich abwechslungsreich ein. So auch unter anderem im nächsten Song.

 

Hier zeigen die beiden Gitarristen, Johannes und Christian, dann endlich auch warum Cardiac zu einem der beliebtesten und erfolgreichsten Bands des Südens zählt.

Der launige Einstieg in Lay Me Down ist genau nach meinem Geschmack. Auch hier zeigt sich erneut was für eine Wahnsinns-Leistung die „Drum-Maschine“ Johannes aus den Fellen und Metallen hervorholen kann. Beinahe perfekt getimte Ensembles wechseln sich hier, mit präzisen Schlägen in die Magengrube, ab. Da lacht das Herz, auch wenn mir gerade bei diesem Song nicht wirklich zum Lachen zumute ist. Die Dunkelheit, welche schlussendlich auch die Prämisse der Scheibe der Augsburger bietet, legt sich wie ein dunkles Tuch über mein Haupt und zieht mich in eine melancholische Karusselfahrt der perfiden Art hinein.

Nicht nur sucht-, nein, auch gänsehauterzeugend wird hier mit den Erwartungen des Hörers gespielt, um mit einem brutalen Schlussakt zu Enden. Prädikat: bester Song der Platte!

 

 

Das erste Kapitel hat sich dem Ende geneigt und wird, wie schon beim ersten Lied des Albums, mit einer stilvollen Komposition entzerrt und zieht somit das sperrige Korsett der vorherigen Songs auseinander. Ein wenig mehr Luft zum Atmen kommt einem nach der depressiven Grundhaltung des ersten Drittels sehr gelegen. Danke dafür!

 

 

Doch viel Zeit zum Luftholen bleibt einem nicht, wenn wir uns im Vollspeed durch eine imaginäre Gegnerhorde durchtanken, um ihnen in die angsterfüllten Fratzen zu brüllen … woah, wo kam das denn plötzlich her? Ach ja! Dark Soul lässt mich einem irren Ritt schön arrangierter Riffs durch ein imaginäres Schlachtfeld reiten, aus dem es kein Entrinnen gibt, ob Freund, ob Feind wird alles und jeder … ahm, ja, bei solch einem Brett neige ich gerne zu Übertreibungen.

Aber hey! Was ein Klopfer! Dark Soul entführt mich von meinem heimischen Arbeitsplatz hinaus in die stinkenden, verschwitzten Gräben eines blutgierenden Moshpits und lässt mich schon in riesiger Vorfreude auf den nächsten Live-Gig der Augsburger hoffen, wenn sie diesen – nennen wir ihn einfach: Fleischfresser – spielen. Eine Wand puren Hasses. Muss man dazu noch mehr schreiben?

 

Die hohen Erwartungen kann Insanity dann leider nicht mehr erfüllen.

Beim siebten Song fehlt leider etwas die Innovation, hier wird standardisierte Kost geboten, die nach knapp vier Minuten vorbei ist, sich aber angenehm an die Fersen der zuvor vernommen Stücke heftet.

Anschließend gibt es erneut ein „wiederhören“ des vollendeten Kapitels in Chapter 3, welches, wie die vorherigen Kapitelteiler, liebevoll komponiert wurde und auch die teils heftigen Songs unterstützt, jedoch ebenfalls mit etwa einer Minute recht kurz gehalten wurde und viel zu schnell wieder vorbei ist. Wenn ich mich dann nämlich in den Kompositionen verloren habe, heißt es ganz schnell wieder: fertig machen zum Kampf. Schade. Und deswegen geht diese Message an den Créatuer dieser Stücke, Martin Knopf, hinaus: ich will mehr davon!

Wir betreten das letzte Drittel des Debut-Albums, das mit The Sorrow in einem Atemzug mit den großen Hits eines Emmure genannt werden darf, ohne dass man sich dafür Schämen müsste. Im Vergleich zu den Amerikanern wirkt The Sorrow aber um einiges melodiöser, ohne an Härte oder gar Entschlossenheit zu verlieren.

Wer Breakdowns mag, kommt hier auf seine Kosten. Dieser knallt gewaltig, inklusive eines schön anzuhörenden Kampfes aus jenem wieder hinaus und das erste mal spürt man auch den Hass und die Wut, die ihnen ausgesprochen gut steht. Mit fast greifbarer Brutalität brüllt sich der Shouter in ein Mantra hinein, das gefällt. Vielleicht ein wenig spät, ja, aber besser spät als nie kommt die erhoffte Intensität, die auch beim letzten offiziellen Song, MMR – Chaught In Your Own Web, spürbar wird. So macht Ferdi mächtig Alarm und beißt schier ins Mikro, könnte man meinen, wenn man ihn inbrünstig röcheln hört. Das wummert gewaltig und bildet mit dem letzten Kapitel, dem Chapter 4, einen gelungen Abschluss, eines mehr als gelungenen Einstieges in die Riege der ganz Großen.

01    Chapter 1

02    Infinity Of Hope

03    The Treasure Of Loneliness

04    Lay Me Down

05    Chapter 2

06    Dark Soul

07    Insanity

08    Chapter 3

09    The Sorrow

10    MMR - Chaught In Your Own Web

11    Chapter 4

Feiner Einstieg, meine Herren, da bekommt man doch gleich Lust auf mehr.

CARDIAC

DEFORMATION

DEATH-/METALCORE

TECHNIQUE                                87/100

Voice                                              83/100

Drums                                            94/100

Bass                                                84/100

other Instruments                              -

LYRICS                                          81/100

Guitar                                            87/100

Text                                                82/100

Impact                                            79/100

ARTWORK                                   83/100

Cover                                             83/100

Booklet                                               -

RESULT            84/100

CARDIAC

'Deformation'

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