top of page

INTERVIEW 'CONFINED BY YESTERDAY'

Ich habe mich mit den Jungs von Confined By Yesterday getroffen. In ihrem Bandraum standen sie mir Rede und Antwort.

Und so fuhr ich nach Metzingen, hinter Reutlingen, zu einer Art Industriegebiet, ziemlich ab vom Schuss. Auf einem Parkplatz zwischen grünen Wiesen und einem nahe gelegenem Flüsschen, stelle ich mich den Band Member vor.

Wir machen uns in Richtung eines, beinahe baufälligen, Gebäudes auf. Nicht schön aber selten, hier könnte man Hervorragend einen Horror-Film drehen, denke ich mir.

Nachdem der massive Riegel vor der Tür aufgeschlossen und entnommen wurde, ist es soweit und ich darf in ihr Reich eintreten.

Und werde erst einmal überrascht. Verdächtig sauber und aufgeräumt; die Wände in Rot- und Orangetönen gestrichen; keine Bierflaschen, die zu einer Stolperfalle werden. Das Equipment ist recht hochwertig, sogar ein Mikro-Ständer mit Rauschschutz zum Aufnehmen, befindet sich dort.

Der Banner von Day Trip to Pandora an der rückliegenden Wand irritiert mich einen Moment, bis ich aufgeklärt werde, dass sie sich den Proberaum mit ihnen teilen.

Klasse, dann kann das Interview ja losgehen. Ab auf die gemütliche Couch, Stimme geölt und Vollgas.

 

Interview geführt von Nico Esche

MOS: Wie habt ihr zueinander gefunden?

 

Sebi: Also die erste Geschichte musst du erzählen.

 

Markus: Also, setzt euch mal um´s Lagerfeuer, dann erzähle ich euch eine Geschichte (lacht).

Meine alte Band hat sich 2010 aufgelöst. Der Gittarist hatte mich dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte etwas Neues zu machen, mit weniger „Gefrickel“. Durch ein Musikerforum kam Joseph mit dazu.

 

MOS: Das heißt du bist mehr oder weniger das Gründungsmitglied von Confined by Yesterday?

 

Markus: Ja, ich bin der Bandvadder (lacht). Auf jeden Fall stieg dann der zweite Gitarrist aus und widmete sich seinem Hobby. Somit war er (Joseph, Anm.d.Red.) bis Oktober der Alleinherrscher über die Saiten.

 

MOS: Bis Sebi dann in die Band dazu kam?

 

Sebi: Sie hatten mir zwei Songs zukommen lassen, die recht cool waren. Dann bin ich mal zur Probe gekommen und habe dort festgestellt, dass es sehr gute, sehr fähige Leute sind und eine gute  Musik machen. Und dann brauchten wir nur noch einen Sänger. Und da habe ich den Flo rein Zufällig im „Caddys“ (Musikkneipe in Ehingen/Donau, Anm. d. Red.) gesehen, wie er auf Suicide Silence abging und hab ihn gleich mal gefragt ob er Lust hat mit auf eine Probe zu kommen. Und seitdem Flo mit dabei ist, mit seiner tiefen und bösartigen Stimme, haben wir uns entschieden den Musikstil auch dementsprechend anzupassen.

 

 

MOS: Jetzt wo du es ansprichst. Ihr macht einen Musikstil, den ihr selber als Modern Metal bezeichnet. Was ist eure Definition von Modern Metal?

 

Sebi: Jeder bringt da natürlich seinen eigenen Geschmack auch mit rein. Ich bin zum Beispiel ein Fan von Djent; Nu-Metal war damals zu meiner Zeit großartig. So etwas fließt alles mit rein. Und gerade die Mischung macht´s. Flo zum Beispiel kommt aus der Black-Metal-Richtung …

 

Markus: Der darf aber auch nicht an die Gitarre, sondern brüllt.

 

Sebi: Was man ihm auch anhört. So hat sich das bei uns heraus kristallisiert

 

Flo: Wir versuchen in keine Schiene zu kommen, sondern einfach das Zeug zu spielen, worauf wir Bock haben und was sich in unseren Ohren gut anhört. Es ist kein Death-Core, es ist kein Hardcore; dazu kommen Einflüsse aus der Kindheit.

 

MOS: Also wolltet ihr euch von vornherein nie in eine Schublade stecken lassen?

 

Joseph: Am Anfang war es auf jeden Fall so, dass wir in eine bestimmte Richtung wandern wollten. Bis wir unseren eigenen Stil herausbekommen haben. Und mit jedem neuen Bandmitglied kamen neue Einflüsse dazu. Wichtig ist, dass man dann auf einen gemeinsamen Nenner kommt und das funktioniert bei uns sehr gut.

 

MOS: Wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen?

 

Joseph: Das kam tatsächlich erst als wir alle zusammen in dieser Formation waren.

 

Markus: Ich bin ja ein wenig philosophisch angehaucht. Das kommt aus meiner Vergangenheit. Übersetzt heißt es ja so viel wie: Beschränkt oder Eingeengt durch Gestern, wenn man schlechte Erfahrungen gemacht hat, zählt das in der Vergangenheit, also Gestern und alles was du gestern gemacht hast, beeinflusst auch deine Zukunft.

 

MOS: Das ist wahrlich philosophisch. Man kann es auf jede einzelne Person beziehen.

 

Markus: Ganz genau. Und Confined by the Past klingt blöd (lacht).

 

 

MOS: Was sind eure Bandinternen Ziele?

 

Sebi: Erst einmal einen Schlagzeuger finden.

 

Flo: Viele Gigs finden, auch regional. Wir sind ja das erste Mal jetzt auch in Ulm.

 

Sebi: Auch sonst einfach überall zu spielen, wo wir können. Wir hatten vor kurzem einen Gig in Ludwigsburg, da wussten wir vorher schon, dass wir nur vor sieben Leuten spielen werden und trotzdem wollten wir das unbedingt machen. Und außerdem: schwerer von der Musik her werden.

 

Jospeh: Wir sind ja schon sehr Progressiv geworden und spielen Riffs ein, bei denen wir uns denken: „Hey der Riff ist voll daneben, aber klingt geil, lasst ihn uns rein machen.“

 

 

MOS: Wer verfasst die Texte und woher kommt die Inspiration?

 

Flo: Markus zum Beispiel schreibt meist die Herz-Schmerz-Sachen und Beziehungsgeschichten, sag ich mal und ich versuche mich selber ordentlich einzubringen mit den eher düsteren Sachen.

 

Sebi: Dabei muss auch gesagt werden,  die meisten Texte standen ja schon, bevor Flo und ich zu der Band dazu stießen. Das ist die Hälfte der Songs, die auf der EP sind. Die waren cool und haben auch gepasst, aber wir wollten uns eben an etwas Neues wagen. So kam dann eben Plague und Resurrection dazu; Plague haben Flo und ich zusammen gemacht und Resurrection hat Jeph auf einer Zugfahrt geschrieben.

 

Flo: Das Leben prägt einfach und da sind irgendwelche Gedanken in dir und du versuchst es einfach für die Allgemeinheit zu verewigen. In Plague zum Beispiel geht es gegen sich und seinem eigenem Scheinehund und Resurrection ist dementsprechend eher was Lebenbejahendes.

 

MOS: Das klingt ja alles ziemlich tiefgründig.

 

Markus: Nur versteht man leider nichts (lacht).

 

Joseph: Man muss auch mal was zusammenstreichen. Schließlich muss es alles auch zu der Musik passen, welche wir spielen.

 

MOS: Wie ist das allgemeine Verhältnis zwischen anderen Bands auf Konzerten?

 

Flo: Da gab es bisher nie irgendwelche Schwierigkeiten. Man hat mit den anderen Bands mal hart gesoffen oder hat Party gemacht.

 

Sebi: Wenn man bei Facebook schaut, da werden andere Posts geliked und unterschrieben. Uns ist es auch besonders wichtig mit anderen Bands gut auszukommen. Man geht nicht nur auf die großen Konzerte, sondern supported auch den Nachwuchs. Es ist einfach wichtig die anderen Bands zu kennen. Grad ich zum Beispiel habe auch mit Voice of Kynareth zusammen eine EP gemacht und es sind halt auch einfach Kumpels von uns.

 

MOS: Ich meine, ihr teilt euch ja auch einen Proberaum mit den Jungs von 'Day Trip to Pandora'.

 

Flo: Ganz genau. Es ist eigentlich immer eine familiäre und chillige Atmosphäre auf den Gigs. Bei so einer Größe der Bands, auch mit denen wir im Kontakt stehen, gibt es keinen Konkurrenzkampf. Wir supporten uns so gut es geht gegenseitig.

 

MOS: Gibt es irgendwelche Marotten oder Ticks der Bandmitglieder?

 

Markus: NACKTHEIT!

 

(einstimmiges Lachen, einen ziemlich verdutzt dreinblickenden Fragesteller und zwei Schweigesekunden später)

 

Sebi: Flo und ich sind oft zu unpünktlich und ich bin oft zu nackt. Jeph schreibt zu krasse Sachen auf der Gitarre die ich nicht spielen kann…

 

Flo: Und die frühere „Es gibt nicht mehr als 2 Bier“-Regel, habe ich außer Kraft gesetzt. Aber sonst versteht man sich unter einander wie selbstverständlich. Es ist logisch, dass es die ein oder andere Reiberei gibt, aber so lange alles in Grenzen gehalten wird, ist das auch absolut okay.

 

 

MOS: Was sagen Familienmitglieder zu eurer Tätigkeit in einer Band zu spielen?

 

Markus: Sie meinen immer wir sollten mehr Musik machen, in welcher eher gesungen wird und weniger geschrien. Meine Mum zum Beispiel kommt immer auf unsere Gigs. Ich werde so gut es geht von ihnen unterstützt.

 

Sebi: Bei meinen Eltern ist es genauso. Sie wissen natürlich, dass es neben dem Studium, welches ich mache, sehr viel Zeit frisst und finden das nicht so toll. Aber davon abgesehen Unterstützen sie mich auch voll und ganz. Auch Finanziell. Sie meinen: „Hauptsache man macht etwas und hängt nicht vor der Glotze rum“. Mein Vater würde sich wünschen, dass ich einen beatlesähnlichen Song mache, einen Hit lande und damit ausgesorgt hätte. Aber so einfach ist das nicht. Flo darf auch immer zum Essen bleiben, auch wenn er immer auf Konzerten so rumbrüllen muss.

 

Flo: Meine Mum war mit auf dem Summer Breeze. Mit der Musik können sie zwar nichts anfangen, ich meine sie hören eher die alten Metal-Sachen, aber sie meinen auch, dass es wesentlich schlimmere Hobbies oder Freizeitaktivitäten gibt, als das was ich mache.

 

MOS: Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

 

Seb: Schwierige Frage. Ich würde sagen auf jeden Fall einmal auf größeren Festivals zu spielen, wäre schon mal etwas worauf wir zu streben. Ohne, dass wir uns irgendetwas einbilden oder Größenwahnsinnig werden, wäre es schon einmal etwas fantastisches, wenn ihr für eine große Band als Support spielen und etwas auf Tour gehen könnten. Es ist noch nicht einmal ein Plattendeal, der uns so besonders wichtig ist. Es wäre super, wenn es dazu kommen würde. Musik zu machen ist uns das allerwichtigste. Jeph hatte auch mal gemeint, dass das Tour-Leben nichts für ihn wäre.

 

Joseph: An sich schon, aber ich meine drei Wochen durch touren und dann jeden Tag, ist halt schon ziemlich heftig. Man ist ja dann auch im Berufsleben und muss sich Urlaub nehmen und es frisst einfach wahnsinnig viel Zeit. Aber wenn sich die Gelegenheit mal bietet, lässt sich darüber auf jeden Fall reden.

 

MOS: Aber ihr habt da untereinander dieselben Ziele?

 

Sebi: Falls wir mal einen Plattenvertrag angeboten bekommen, dann wäre das natürlich eine lange Diskussion untereinander. Ich meine, immerhin ist es ein Vertrag und es geht um die Zukunft jedes Bandmitgliedes. Wir versuchen einfach das Beste aus der Zeit mit der Band zu machen.

 

Joseph: So lange man einfach nicht eingeengt wird in der Kreativität, sei es die Texte und oder die Musik, welche wir schreiben. Denn dann wäre das für uns nichts.

 

Markus: Ich sage auch mal so, dass wir aktuell wesentlich weiter sein könnten, wenn wir einen Schlagzeuger gehabt hätten. Wir sind einfach vier Typen, wir spielen für Bier und oder Spritgeld und jeden kleinen Gig. Wir hatten diesen einen Gig im Engel gehabt, bei dem wir im Endeffekt vor acht Leuten spielen; da musste Jeph 80 Kilometer ranfahren und ich saß auch die ganze Zeit während der Hinfahrt über in meinem Auto und dachte mir: „Was mache ich eigentlich hier?“ Und trotzdem haben wir es gerne gemacht.

 

MOS: Ihr habt ein Musikvideo aufgenommen. Wird es in Zukunft mehr davon geben?

 

Markus: Wir brauchen erst einmal noch einen Schlagzeuger, auch wegen der Action.

 

Seb: Wie schon gesagt wurde, es bremst uns ungemein aus, dass wir gerade keinen Schlagzeuger haben. Aber wenn das dann alles bereinigt wurde, werden wir auf jeden Fall noch mal eine EP aufnehmen und auch Videos. Klar, die Leute schauen sich so etwas an und bilden sich eine Meinung dazu.

 

Joseph: Da muss man auch sagen, dass es eher eine Spontanaktion war. Wir haben unser Zeug fünf Mal durchgezockt und dann war das auch schon alles im Kasten.

 

MOS: Wie denkt ihr über die Zusammenarbeit mit sozialen Medien als Werbeträger?

 

Joseph: Das ist das A und O. Heutzutage kannst du die Leute auch kaum mehr anders erreichen. Wir haben auch eine Facebook-Page und sind mit unserer EP auf Sound Cloud vertreten.

 

Sebi: Wir hatten bisher einmal Geld für Facebook locker gemacht, aber das war es dann auch schon. Es gibt immer nur einen kleinen prozentualen Anteil, der dies dadurch zu sehen bekommt. Aber wichtig ist es ungemein. Man muss auch gut dahinter sein. Davor war es einfach Gig zocken, Gig zocken, Gig zocken.

 

Flo: Das einzig blöde ist, dass du mit Likes bewertet wirst. Von wegen: „Du bist seit drei Wochen in Facebook und hast gerade einmal 80 Likes? Ihr seid der Opener.“ Das ist dann ziemlich seltsam.

 

MOS: Kam es wirklich schon einmal dazu, dass ihr dadurch bewertet wurde?

 

Flo: Doch auf jeden Fall.

 

Sebi: Man muss aber auch dazu sagen, dass es oft vorkam, dass ein Veranstalter auf uns zu kam und meinte, ihr habt wesentlich mehr Party gemacht, eigentlich hättet ihr Headliner machen sollen.

 

MOS: Dieser Meinung bin ich auch und bedanke mich erst einmal für eure Zeit und die Fragen, welche mir unter den Nägeln gebrannt haben und wünsche euch auch weiterhin das Beste für eure Karriere.

 

Confined by Yesterday: Wir danken dir, dass du vorbeigekommen bist.

 

bottom of page